Lost Voices
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Hans Ehrenbaum-Degele (1889-1915)

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 „Hans Ehrenbaum-Degele entstammt einer Bankiersfamilie. Er studiert gemeinsam mit Friedrich Wilhelm Murnau, der später auch sein Lebensgefährte wurde, Philologie in Berlin und Kunstgeschichte und Literatur in Heidelberg. Dabei kam er in Kontakt mit Künstlerkreisen in Berlin. 1911 erschienen seine ersten Gedichte u.a. in "Der Sturm" (Hrsg. Herwarth Walden) und in "Die Bücherei Maiandros" (Hrsg. Alfred Richard Meyer), die ihn zu einem wichtigen Vertreter des deutschen Frühexpressionismus werden ließen. In den Jahren 1912 und 1913 trat er im Kabarett "Gnu" von Kurt Hiller auf. Ab 1913 gab er zudem gemeinsam mit Robert Renato Schmidt, Ludwig Meidner und Paul Zech die Zeitschrift Das neue Pathos heraus. Kurt Erich Meurer widmete ihm und Paul Zech seinen 1913 erschienenen Gedichtband "Jeder Tag hißt Fahnen". Ehrenbaum-Degele fiel als Leutnant 1915 an der Ostfront bei den Kämpfen am Fluss Narew im heutigen Polen. Nach seinem Tod veröffentlichte Else Lasker-Schüler, in deren Texten Ehrenbaum-Degele als Tristan besungen wird, das Gedicht Hans Ehrenbaum-Degele. 1917 erschien eine Gedichtsammlung Ehrenbaum-Degeles mit einem Vorwort von Paul Zech im Insel Verlag.“ wikipedia

Weiteres (bislang Unbekanntes) entnehme man dem Essay „Bejaht allen Zweifel bis er zerbricht

Der helle Klang der springenden Schrapnelle
Ist im Gewölk und Abendrot verweht.
Aufsteigt die Nacht wie eine graue Welle,
In der die laute Schlacht nun untergeht.

Nur selten ziehen noch in schrillen Strichen
Verirrte Kugeln her; man weiß nicht wie,
Als käm der Tod nun heimlich angeschlichen,
Der tags blutwild nach Hekatomben schrie.

Und was noch blieb, paar Dutzend Mann vielleicht,
Kriecht dicht an dicht, daß Herz am Herzschlag klopft
Und uns das bisschen Wärme alle tränkt.

Bis einer plötzlich still die Schläfe senkt
Und auf das Land, das weiß im Monde bleicht,
Sein rotes Leben schweigend niedertropft.

(1915)

Aus: Das tausendste Regiment

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