Fabjan Hafner 1966-2016
Vor wenigen Wochen moderierte Fabjan Hafner eine Veranstaltung im Literaturhaus Graz, bei der Ulf Stolterfoht und Jan Wagner Gedichte zum Vortrag brachten – keine ganz unproblematische Aufgabe, zwischen diesen beiden einen gemeinsamen Nenner zu finden, wenn man nicht bloß pauschal über "Wichtigkeit" (weil: Preisgekröntheit) sprechen will.
Beim Reden über die stilistischen Eigenheiten der Geladenen ließ Hafner die Begeisterung eines kleinen Jungen aufblitzen, der Geschenkpäckchen aufmacht; beim Anleiern des später anschließenden Gesprächs über die mögliche(n) Rolle(n) von Lyrik und die ihnen korrespondierenden Schreibweisen war er ganz höflich-wohlvorbereiteter Literaturwissenschaftler; so oder so war in mehreren seiner Bemerkungen an jenem Abend die Sorge präsent, wie es unter den sich rapide verändernden (verschlechternden?) politischen Bedingungen im Lande um das literarische Feld bestellt sein würde, und andersrum, wie Veränderungen der literarischen Großwetterlage (sprich: Wer liest? Liest überhaupt noch wer?) sich auf Politik und Gesellschaft auswirkten.
Seine Meinung zu diesem letzteren Punkt teilte ich nicht, worüber wir uns in zweidrei Takten Smalltalk nach der Veranstaltung verständigten. Bis heute Nachmittag ging ich selbstverständlich davon aus, dass sich an diese paar Takte, irgendwann im Herbst – man würde sich schon übern Weg laufen, Österreich ist ein (mehrsprachiges) Dorf – ein ausführlicheres Gespräch würde anknüpfen lassen. Nun ist dem nicht so. Fabjan Hafner ist plötzlich, knapp vor seinem fünfzigsten Geburtstag, in Klagenfurt/Celovec gestorben, und gleich zwei Sprachen sind um eine bedeutende Stimme ärmer.
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