I
Ich war den ganzen Tag unterwegs. Spazierte unterhalb des öffentlichen Gedankennahverkehrs durch den Untergrund, der im Volksmund auch Unterbewusstsein genannt wird.
Faulige, abgestandene Luft kroch durch die Lungenflügel, die gekachelten Gänge, die zu den Bahnen führten. Jede Bahn ein Gedanke, der sich durch mein Hirn schob. Gefüllt mit unzähligen Fahrgästen, auch Schwarzfahrern, die schon wussten, warum sie kein Ticket gelöst hatten. Man sammelte Ideen, die Büchsen schepperten, wollten Aufforderung an das Leben sein, etwas zu geben, wo es doch so reichlich mit Vorkommnissen gesegnet ist.
Ein Ruck ging durch den Gedankenkörper. Der Zug ratterte los, kroch durch einen speiseröhrenartigen Tunnel hinauf ans Licht. Nur Sekunden später schluckte ihn ein weiteres Maul, saugte ihn in seinen Magendarmtrakt hinab.
II
Unten lebt es sich tief, man fühlt sich beschwert, weiß man doch um das Gewicht der oberen Stockwerke. Frischluft kommt hier selten an, dafür Lieferanten, Müllmänner, die hemdsärmelig entsorgen, was oben verbraucht wurde. Zahllose Räume gibt es hier, vor allem solche, die nicht gebraucht werden, die keinen Nutzen haben, aber da sind. Gebaut ist gebaut. Was keinen unmittelbaren Wert besitzt, muss dennoch durchgelüftet, im Winter gewärmt werden. Bevor niemand dort sitzt, nimmt man Platz und gibt dem Zimmer den Eindruck, es wäre nicht umsonst gebaut worden. Es könnte sich zu einem späteren Zeitpunkt ein Verwendungszweck finden, wer kann schon wissen, was noch kommt.
III
Jetzt bin ich von Unterwegs zurück. Sitze wieder über den Dingen, nicht über allen, denn ich will nicht stürzen, und Hochmut kommt – bekanntlich – vor dem Fall.