Fünf Jahre ist es her, dass Jakob Walter den Ausbruch aus seinem Leben wagen wollte. Zwei Tage später war er wieder zurück, und auch wenn er noch immer nicht wusste, was er eigentlich in Bern verloren hatte, er hatte immerhin eine sichere Anstellung: in der Steuerverwaltung. Und da war ja auch noch Edith, seine Frau. Die ihn nun nach zehn Jahren verlassen hat. Damit er nicht alleine zurückbleibt, geht er selbst auch, packt seinen Rucksack, wirft die Schlüssel in den Postkasten und – und weiter? Er macht sich auf den Weg, aber was sucht er? Haben es die anderen denn gefunden: Jonas zum Beispiel, der seine Arbeitslosigkeit zum Beruf macht, oder Natalia, die ein Hotel erbt, in dem es nur eine Toilette gibt? Aber hey, er hat immerhin einen Weggefährten – und er hat den mitfühlendsten, verständigsten und aufmerksamsten Begleiter wohl in Lorenz Langenegger selbst, der seinen Helden am Ende in Griechenland stranden lässt. Dort weiß man freilich erst recht nicht, ob man jetzt am Ende angekommen ist oder wieder am Anfang steht, wo noch einmal alles möglich ist.
„Doch Vorsicht: Oberflächliche Befindlichkeitsprosa über Beziehungslosigkeiten und zu viele Lebensmöglichkeitsräume ist das keine. Dazu ist Langenegger stilistisch zu präzis und in seiner Gesellschaftsanalyse zu differenziert. Einfache Antworten oder Lektionen hält der Autor, der über ein feines Gespür für Nuancen und Gesten verfügt, für seine Figur, die eigentlich mit dem zufrieden ist, was sie hat(te), nicht bereit. Dafür wird im Verlauf der Lektüre immer stärker ein im Untergrund schwelender Phantomschmerz spürbar - und ein tief greifendes Gefühl der Nichtdazugehörigkeit. "Windfiguren" hat der Schriftsteller Gerhard Meier die hinfälligen, vom Leben herumgetriebenen literarischen Geschöpfe Robert Walsers einmal genannt. Eine Zuschreibung, die Jakob Walter wahrscheinlich gefallen würde.“
Stefan Gmünder, Standard
„Unweigerlich verschlingt den Aussteiger die große Leere, und die verheißungsvoll glitzernden Sterne überm Meer verschluckt das helle Tageslicht. Die romantische Selbstfindungslust verwandelt sich in eine gleißende Bedrohung. WAlter gefällt gar nicht mehr, was sich in der Fremde entdecken ließe, und zurück bleibt ein haltloser, ängstlicher zeitgenosse, der sich in ein unbekanntes Schicksal fügen muss. Lorenz Langenegger hat einen passgenauen Ton für diesen trarigen Taugenichts gefunden, nüchtern und ohne Sentiment.“
Ulrich Rüdenauer, Süddeutsche Zeitung
"Habe in einem Zug "Bei 30 Grad im Schatten“, den zweiten Roman des jungen Berner Autors Lorenz Langenegger gelesen. Eine feine, kluge und schöne Stimme, sehr sympathisch. Wer Markus Werner liebt, wird auch Langenegger mögen, sein Held Jakob Walter ist Zündels Wiedergänger.“ Alex Capus auf facebook
"Dieser kurze Roman ist eines jener kleinen, feinen Bücher, die den Leser nicht durch eine sich überschlagende Handlung überrumpeln, sondern die durch die Schilderung der Figuren, ihre Reflexionen sowie die sorgsam gewählte Sprache überzeugen." Jörg Pinnow, Literaturkurier
"Ein Buch, das von den präzisen Beobachtungen des Autors zehrt – sprachlich auf hohem Niveau und brillant konstruiert. Einfühlsamer und kurzweiliger kann aus dem Leben eines Menschen nicht erzählt werden. Das Buch fesselt und macht neugierig – und es macht neugierig auf einen dritten Teil aus dem Leben des Jakob Walter." Thorsten Schulte, literaturkritik.de
"Dieser kleine, feinfühlige Roman ist so viel mehr als eine herkömmliche Roadnovel." Caroline Grafe, freundin
„Nicht nur in der Bedeutung der Hitze, auf die der Titel bereits indezent hinweist, sowie in seiner absurdistischen Moral ähnelt Langeneggers Roman Camus’ Der Fremde, sondern insbesondere in seinem Stil. Es ist bemerkenswert, mit welcher Gelassenheit hier eine so einfache Sprache so effektvoll eingesetzt wird. Langenegger zieht sich nicht in prätentiöse Virtuosität oder bemüht „reduzierte Sprache“ zurück, sondern zeigt sich in seiner Einfachheit als – wie bereits erwähnt – begnadeter Erzähler; eine Fähigkeit, die man schon 2009 bei seiner Lesung bei den „Tagen deutschsprachiger Literatur“ bestaunen konnte. Langenegger verfällt trotz teilweise gesunder Distanz zu seiner Hauptfigur nicht einen Moment in Zynismus, was sich durchaus anböte, oder Kitsch, sondern meistert ganz entspannt eine Königsdisziplin des Erzählens: die alltägliche Belanglosigkeit ohne aufgeblasene, sichtbare Finesse so darzustellen, dass man trotzdem jeden Satz mit Spannung und Genuss verschlingt; so zu erzählen, dass in der Beschreibung einer Pfütze aus Hundekotze eine tiefe, elementare Wahrheit aufblitzt.“
Lars Bahnhold, literaturundfeuillton