Ein Morgen davor und danach.
Ich liege. Der Wecker springt an und spielt eine traurige klassische Klaviermelodie. Sterbender Schwan? Mondscheinsonate? Man weiß es nicht genau.
Ein Blick nach links: Alles leer. An meinem Kopf kurzes Stirnrunzeln gefolgt von sofortigem achja. Wohlig recke ich mich und genieße den Platz auf 160×200 Zentimeter für mich ganz allein und bin doch deprimiert, weil das Radio so traurig spielt.
Heute ist so ein Morgen. Einer davor und danach. Einer, wie jeder andere und doch anders. Denn was gestern noch so wichtig und unplanbar wie heute war, ist heute vergangen und vergessen, wie es morgen für heute sein wird. Was für ein Einerlei.
Ein gen(i)aler Tag steht bevor. Ein weiterer, von sehr leider sehr wenigen. Der Flo(h)zirkus in meinem Bauch kündigt es bereits an – es ist zuviel. Zuviel von Davor und zuviel von Danach. Könnte die Zeit nicht nur ein einziges Mal so bleiben, wie sie ist? Die Frage ist dann nur: wie lange soll sie so bleiben, ohne dass die Zeit nicht ewig und endlos oder der Wiedereintritt in die Alltagsatmo zu heftig wird? Der Elektric Boogie-Smog in meinem Schlafzimmer wird Schuld sein, an dem verwirrten Wirrwarr hinter meiner Stirn.
Ein Gang auf die Straße durch die belebte Shoppingmeile zur Arbeit bestätigt es; selbst das Breakdance-Personal auf ihrer Parkettfläche ist heute mächtig gut drauf und hat fette Moves am Start. Apfel-Annie hat besonders schöne Rotknacker, die saftig süß verlocken, die Straßenkehrer pfeifen ein Liedchen, die Penner sitzen still und zufrieden mit einem Muckefuck von Burger King in einer Ecke und rühren sich nicht und da – ganz plötzlich – kommt die Sonne raus.
Abends liege ich. Mit einem sehnsüchtigen Liedchen auf den Lippen döse ich ein: „sage mir doch, dass heut Sonntag sein soll…“ und denke: Morgen ist wieder ein Morgen davor und danach – was für ein Einerlei.