Sind Zombies literaturfähig?    



Neulich schrieb ich in einem Nebensatz etwas wie „fanden das so großartig, als hätte soeben Jesu Wiederkehr stattgefunden“. Da ich mir inzwischen kaum noch selbst traue, was die Korrektheit solcher Wendungen angeht, prüfte ich das mal nach. Unter dem Eintrag „Parusie“ findet sich bei Wikipedia neben der Erklärung „In der christlichen Theologie bezeichnet Parusie … die erwartete Wiederkunft Jesu Christi am Jüngsten Tag“ auch folgender Hinweis:

„Bedeutung: Nach christlicher Auffassung werden dann alle Toten auferstehen.“

Was das nun aber konkret bedeute, darüber bestehe ein relativ breites Meinungsspektrum im Christentum, heißt es in Wikipedia weiter. Wer in seiner sündigen Jugend den einen oder andere Zombie-Streifen im Rahmen eines Chips-und-Bacardi-Videoabends mit seinen Kumpels gesehen hat, weiß hingegen sofort, was gemeint ist: Sie kommen, um uns zu holen.

Zombies sind so eine Sache. Die meisten halten sie für ein Stück Schundkultur. Und doch ist die Mutter aller Zombie-Filme, der inzwischen gemeinfreie ‚Die Nacht der lebenden Toten‘ (Night of the Living Dead) Teil der Filmsammlung des Museum of Modern Art. Und Genre-Kenner werden nicht müde, darauf hinzuweisen, dass die besseren Filme stets eine Bedeutung haben, die über den handlungslastigen Existenzkampf der Protagonisten hinausreicht: Militärs, die sich unverhältnismäßig verhalten; Wissenschaft, die Grenzen übertritt; oder Gesellschaftskritik wie bei den Untoten aus ‚Zombies im Kaufhaus‘ (Dawn of the Dead), die äußerlich kaum von normalen Shoppenden – uns Konsum-Zombies – zu unterscheiden sind.

Der langen Rede kurzer Sinn: Das österreichische Popkultur-Magazin EVOLVER startet unter dem Titel You´re coming to get us! einen Zombie-Literaturwettbewerb. Dessen Jury gehört auch euer geliebter Kaschemmenwirt an, denn es geht um Zombie-Literatur. Und das ist verlangt:

„Eine Zombie-Geschichte. Eine, die Hand und Fuß hat (mögen die auch noch so verwest sein). Vielleicht sogar eine, die sich in heimischen Gefilden abspielt.“

Eben. Es muß ja nicht immer Amerika sein. Genaueres hier. Also nichts wie hin!


Gründer und Herausgeber des Literaturmagazin Zarathustras miese Kaschemme, welches seit 1989 in rein elektronischer Form erscheint und damit eines der ersten deutschen, wenn nicht europäischen Magazine seiner Art gewesen sein dürfte. Mag Literatur..
'Sind Zombies literaturfähig?' © 07/2009
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