Die Geburt der Vorsicht
Fast stündlich verlasse ich hinkend
die Wärme des fröstelnden Ofens
und stutze mit besten Messern
den morgentreibenden Rasen,
bisweilen mit Wollust
im Erdreich rupfend.
Ich war nach der großen Verwerfung
mit der kindlichen Wiese vermählt,
munkeln die sensenden Hände.
Trotz tüchtiger Gartenknechte
und strengem Wolkenverbot
mißlingt die Verwüstung
und Meere frischer Keime
reißen die Fahnen hinauf.
Sorglos schlief ich mich in die Jahre
bis die erzharte Rinde der Zeit sich erboste und brach
und mir mütternde Gräser
im Traum
in die wehrlose Nase blickten.
Ich ruhte so schwer in den Halmen.
Ein schönes, wenn auch in der Tendenz recht trauriges Gedicht! Das Gedicht zeichnet in der Grundstimmung ein düsteres und letzlich trostloses Bild auf.
Das Fortschreiten der Zeit (Bild des morgentreibenden Rasens als Jugend) läßt sich nicht verhindern. Die Zeit ist unerbitterlich und siegt trotz größter Anstrengung dies zu verhindern. Ein Ausbruch aus den vorgegeben Zwängen ist nicht möglich (bis die erzharte Rinde der Zeit sich erboste und brach).
Auch in jetzigen Situation – der „Wärme des fröstelnden Ofens“ (als Paradoxon) – fühlt sich der Verfasser offenbar nicht wohl.
„Sorglos schlief ich mich in die Jahre“ – die Unbekümmertheit und Sorglosigkeit wird wieder eingeholt von der Realität, die dann den Verfasser umso härter trifft (Rinde der Zeit sich erboste). Die Wehrlosigkeit kommt in der Synästhesie (mütternde Gräser) zum Klimax. Letzlich wird der Kampf aufgegeben (Ich ruhte so schwer in den Halmen) und der Widerstand wird aufgegeben…