Story
In dieser Rubrik des Literaturmagazins finden Sie Texte, die im weitesten Sinne eine Geschichte erzählen wollen.

Befreiung mit schwerem Gerät
Erzählung mit Bube und Dame : ... Ich krieche den Gang entlang, wobei der Morgenstern hinter mit eine tiefe Rinne in den Lehmboden gräbt. Ich bewege mich ungestört. Kein Wasser tropft in meine Augen, wenn ich zur Decke blicke. In der Nähe der Gitterstäbe atme ich den Geruch von Fleischresten und Ammoniak ein, aber selbst wenn nichts auf Leben hinweisen würde, hätte ich keine Sorge, meine Schwester aufzuspüren, die sich hier befindet, seit sie anfing, nach Luft zu schnappen und ... [mehr]

Ein Brief
Ich will versuchen mit jedem Wort ein wenig Weiß wegzubekommen. Ich mag dieses Weiß auf diesem Blatt nicht. Ich glaube, ich fange gleich an in den Schubladen nach einem Tuschkasten zu suchen und male das ganze Ding einfach schwarz. Aber das wäre doch albern. [mehr]

Zucht und Ordnung
Weder Uniform noch ähnliche Insignien machten ihn kenntlich. Und doch - dieses raumgreifende Wippen in den Beinen. Dieses stete Rearrangieren der Achselpartie, als müsse er imaginäre Schulterklappen zurechtrücken. Gestrengen Blickes musterte er alle Passanten, einem tatendurstigen Zerberus gleich. [mehr]

Oktagon
After-Show-Party nach einer öden Modenschau im Oktagon. Hab mich bequatschen lassen, Caro zu dieser Gaudi zu begleiten. Sie war schon Tage vorher aufgedreht und redete über nichts anderes, verschleuderte ein Monatsgehalt für die Abendgarderobe und sieht doch längst nicht so gut aus wie heute morgen, als sie vom Weckergeheul hochschreckte und ihr eine Locke in den Augen hing. [mehr]

Kraftmeier
Früher hat er alles gestemmt, sein Wesen nahm ein, gab wenig ab / Er nahm die Weltwunder mit und ließ sie wieder fallen, Kraftmeier der Absauger, der Allesfresser, nahm sich die Frauen aus den Pralinenschachteln, Nougat, Krokant, Pfirsich-Melba ... [mehr]

Von der Unlust eines Vergewaltigers.
Es riecht nach Pisse und einer Mischung aus nassen Fußabdrücken verbreiteter Kanalfäkalien und der undefinierbaren Masse aus verschiedeneren braun-gelben Rottönen am Boden vorm schlafenden Säufer auf dem Sitz über uns, der penetrant nach billigem Wein und osteuropäischen Zigaretten stinkt. Der windende, halb entkleidete Frauenleib erschlafft langsam, inzwischen hat sie ihre Kräfte ausgeschrien. Ein letzter Stoß, dann Stille. [mehr]

Moneyshot, Kapitel 4
Bevor Schmudtke reagieren konnte, krachte die Faust in sein Gesicht und brach ihm das Nasenbein. Bei Schmudtke gingen die Lichter aus, als Detto ein zweites Mal zuschlug. Außer sich vor Wut brüllte Samba: „Eh, du Arsch! Nicht in meiner Karre. Der blutet mir die Polster voll. Was bist du eigentlich für ein verblödetes Arschloch? Das ist echtes Leder, du Penner. Mann, das hat man davon wenn man sich mit der Gosse einlässt.“ [mehr]

X-Factor – das Unfassbare
DR. JACOBSON: So etwas habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Und du weißt, ich bin seit 40 Jahren Arzt. JOHN: Was ist es, Eric? DR. JACOBSON: Es handelt sich anscheinend um einen Goldbarren. [Mysteriöser Soundeffekt] [mehr]

Der Mann, der die Suppe ausbröckelt [sic].
Ein Freund hat ihm eine Stelle in einem Büro besorgt, da hat er dann drei Jahre lang gesessen, immer von acht bis vier. Eines Morgens ist er aufgewacht, und konnte drei Sprachen fließend. Einfach so. Englisch, französisch und portugiesisch. Das war mal was, sagte er sich, und hat seinen Freund angerufen, um ihm zu sagen, dass er nicht mehr kommt. [mehr]

Jedes Gedicht nur 50 Cent
Tener grinste mich an und wedelte mit dem Fetzen Papier in der Hand umher. Er sprang wieder auf und zog hektisch ein paar Runden um den Tisch. Er murmelte etwas dabei, was ich aber nicht verstehen konnte. Dann schaute er zu mir rüber und seine Worte wurden wieder verständlicher: »Habe gerade drei davon verkauft und habe sogar noch zwei Anfragen wegen Gedichten, die ich noch nicht mal geschrieben habe. Ich werde mittlerweile schon gebucht!« [mehr]