tristesse
Herbst im eigenen Körper
Es verlangt nicht diesen Herbst, um die Frau an ihre Müdigkeit zu erinnern, es verlangt keine Fünfuhrdunkelheit im Oktober, es verlangt nicht weder diese Erwartung von Kindergeschrei im Wohnungsflur noch dieses Kopfzerbrechen, ob ihr Pflichtbewußtsein, das verdammte, alle Erledigungen gespeichert und absolviert hat, und ebenso verlangt es nicht diese Anhäufung tiefgefrorener Schwarzweißphotographien, in der ihre Ehe eingefrostet ist. [mehr]

und alles in der Farbe ihrer Unterwäsche
und seine Frau wimmerte - ich dachte, du willst es auch?, indes sie ein Kissen sich hinter ihren Rücken stopfte, der seit Wochen?, Monaten?, mit Nadelstichen (Dolchen, rostigen Nägeln) in ihr Gedächtnis sich brannte, sie also in das Kissen sich sinken ließ und, die Zimmerdecke anstarrend, eine Haarsträhne mit ihrem rechten Zeigefinger aufrollte. Und zwar eine Haarsträhne mit einer zimtfarbenen Glasur, makellos abgestimmt mit der Farbe ihrer Spitzenunterwäsche [mehr]

Die Tür
Der Flur ist lang, kalt und kahl, und er wäre finster wie die Nacht, wie der Tod, wenn die Leuchtstoffröhren an der Decke schlafen würden. Kein Geräusch stört die Stille, Leben scheint an diesem Ort undenkbar, ein lebensfeindlicher Flur also, eine Wüste, eine Einöde. Doch dann taucht eine Tür aus der Flurschlucht auf, eine blaue Tür in einer einstmals weißen Wand. Und neben der Tür bietet ... [mehr]

Richard und das Meer im Oktober
Du kommst nach Hause, entnervt und gelangweilt von der Arbeit und den Kollegen, mit deinem Eintreten beginnen die Teppichböden negative Energie zu knistern, und alles hingegen, was du mir bietest, ist der Anblick eines Stückes Unterschenkel zwischen Socke und Hosensaum bei übereinander geschlagenen Beinen, während du dich auf der Couch hinter der Zeitung verschanzt. [mehr]

Alles geht zum Anus
Manchen TV-Sendern ist eben nichts zu schade. / Da können schon mal Blondinchen im grammatikalischen Vakuum gedeihen. [mehr]

Die Welt, das Leben und ich
Was sehe ich: mich – immer ein und denselben. / ... [mehr]

Karriere
Ich war nervös. In einer Stunde sollte ich einen Auszug aus Schillers „Räuber“ vor der Aufnahmejury der hiesigen Theaterhochschule vortragen. Ich würde ein Schauspieler sein. Jemand, der so tut als ob. [mehr]

Silberstreifen am Horizont
Die Flure des Arbeitsamtes bevölkern Verwahrloste. Entweder stinken sie still vor sich hin, oder sie dehnen ihre Stimmtaue. [mehr]