Briefe an Jean Paul
7. März 2004 | Von WT | Kategorie: Literatur u. MedienDas Netz der Jean Paulschen Korrespondenzen zieht einen weiten Bogen um Briefpartner aus unterschiedlichsten sozialen, regionalen und beruflichen Zusammenhängen: Es umfasst Pfarrer, Lehrer, höhere Beamte und deren Frauen im Fürstentum Bayreuth ebenso wie die intellektuellen Kreise im Weimar, Leipzig oder Berlin der Zeit um 1800. Einbezogen sind Caroline und Johann Gottfried Herder, Charlotte von Kalb, Friedrich Heinrich Jacobi und Johann Wilhelm Ludwig Gleim, die preussische Königin Luise, Rahel Levin Varnhagen, Achim von Arnim oder E. T. A. Hoffmann.
In den zwanziger Jahren wurde im Auftrag der Preussischen Akademie der Wissenschaften mit der Historisch-kritischen Ausgabe der Werke und Briefe Jean Pauls begonnen, die jetzt durch eine von Norbert Miller herausgegebene 9-baendige Edition ergänzt wird. Den bereits edierten Briefen von Jean Paul werden die Gegenbriefe komplementär zur Seite gestellt, so dass der erhaltene Briefwechsel des Autors erstmals vollständig vorliegen wird. Die etwas mehr als 2.200 Briefe von annähernd 400 Korrespondenten sind bislang erst zu etwa einem Drittel bekannt gewesen, vor allem durch Publikationen des 19. Jahrhunderts, in denen sie stark gekürzt und redaktionell überarbeitet, oft an entlegener Stelle erschienen sind.
Der jetzt vorliegende 1. Band dokumentiert den Zeitraum, in dem der mittellose Pfarrerssohn und Theologiestudent Johann Paul Friedrich Richter das ‘Brodstudium’ aufgibt, um seinen philosophischen und literarischen Interessen zu folgen und Schriftsteller zu werden. Ein knappes Jahrzehnt sucht der junge Autor mit der Veröffentlichung von
Satiren sein Publikum, das er schliesslich als Erzähler und Romancier “Jean Paul” findet.
Im Dialog mit Freundinnen, Freunden und auswärtigen Korrespondenzpartnern wird der Weg dieser Jahre mit vollzogen: Die 1786 und 1790 gestorbenen Jugendfreunde Adam Lorenz von Oerthel und Johann Bernhard Hermann, Pfarrer Erhard Friedrich Vogel, die Zeitschriftenherausgeber August Gottlieb Meissner und Johann Wilhelm von Archenholtz, später der Lehrer Friedrich Wernlein und der langjährige Freund Christian Otto haben daran ebenso ihren Anteil wie die Freundinnen Renate Wirth, Helene Köhler und Amoene Herold. Die frühen Briefe an Jean Paul lassen zugleich eine aktive Rezeption zeitgenössischer Diskussionen und Ereignisse wie der Französischen Revolution erkennen. Die Korrespondenz bis 1793 erweist sich damit auch als ein reicher regionalgeschichtlicher Quellenfundus.
Band 1: Briefe an Jean Paul 1781 – 1793
Herausgegeben von Monika Meier
Berlin: Akademie Verlag 2003
XXVII, 763 S., 12 Tafeln, 145 x 220 mm
Leinen, 2 Teilbaende, zus. Euro 99,80
ISBN: 3-05-003201-4
[idw - Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, 01.03.2004]
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