Die Herren von Buchhorn
10. August 2008 | Von WT | Kategorie: Regional-KrimiHerr Heinrich saß am Vogelherd, recht froh und wohlgemut während seine Nichte, die Gräfin Wendelgard von Buchhorn, im Kloster St. Gallen seit vier Jahren ein Leben als Inclusin fristete. Aus Trauer über den Tod ihres geliebten Gatten Udalrich, der auf dem Schlachtfeld gegen die Ungarn verschollen war, hatte Wendelgard sich der Heiligen Wiborada angeschlossen. Wiborada war die erste Frau, die überhaupt heilig gesprochen wurde; im Jahr 1047 durch Papst Clemens II. Sie gilt noch heute als Schutzpatronin der Pfarrhaushälterinnen, Köchinnen, Bibliotheken und Bücherfreunde.
In jener Zeit, zu Beginn des zehnten Jahrhunderts, spielt der historische Kriminalroman des Heidelberger Autorenduos Birgit Erwin und Ulrich Buchhorn: »Die Herren von Buchhorn« (Gmeiner Verlag Juli 2008). Als Grundlage verwendeten sie die historisch belegte Heimkehrsage von Graf Udalrich von Buchhorn.
Gerald, der Schmied des Grafen, und seine Frau Mechthild erhalten zunächst Besuch von unbekannten Edelleuten und dann von einem Boten des Knappen Adalbert, der zusammen mit dem Grafen verschollen war. Der Botschaft entsprechend machen sich der Schmied und seine Frau auf den Weg von Buchhorn nach Bregenz. Die Ereignisse veranlassen sie zur Weiterreise ins Kloster St. Gallen zu Gräfin Wendelgard. Dort kommen sie jedoch nie an; unterwegs werden sie überfallen und erschlagen. Mit dem Ehepaar stirbt Gott sei Dank auch der penetrant frömmelnde und dem Herrn Treue schwörende Tonfall, den das Autorenteam in die Dialoge der beiden hineingeschrieben hat.
Die Geschichte gewinnt an Fahrt und Lesbarkeit. Der grausame Mord an ihrem ehemaligen Diener lässt den gerade gewonnenen Seelenfrieden von Gräfin Wendelgard wie ein Kartenhaus zusammenstürzen. Und offenbar gibt es Mächte, die ganz und gar nicht davon begeistert sind, dass die junge Frau in ihre alte Heimat Buchhorn zurückkehren möchte.
Auch Gerald, der Sohn des Ermordeten, wird gezwungen, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Als Schmied hat er sich im fernen Bregenz eine Existenz aufgebaut, nun sieht er sich in die Geschicke der Mächtigen hineingerissen. Eine wertvolle Brosche, ein weiser Bischof und eine blonde Magd lenken sein Schicksal in eine neue Richtung.
Die Geschichte ist weniger auf mittelalterliche Milieuschilderung hin geschrieben sondern sehr handlungsorientiert und folgerichtig gibt es ein Finale mit großem Show-Down am vierten Todestag des Grafen von Buchhorn. Alles in Allem ein spannender Historien-Krimi; für Freunde des Genres unterhaltsam zu lesen. Es empfielt sich, mit dem knappen aber vorzüglichen Nachwort über historische Orte und Personen zu beginnen.
Birgit Erwin, geboren 1974, arbeitet als Gymnasiallehrerin in Heidelberg. Ulrich Buchhorn, Jahrgang 1961, ist Althistoriker und unterrichtet Latein. »Die Herren von Buchhorn« sind ihr erstes gemeinsames Buch.
Birgit Erwin u. Ulrich Buchhorn: Die Herren von Buchhorn, 323 Seiten, mit individuellem Lesezeichen, Meßkirch Juli 2008, ISBN 978-3-89977-767-3
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