Ein Bettvorleger für die Kultur?
22. Januar 2008 | Von WT | Kategorie: AllgemeinDie Ära sozialdemokratischer Kulturdezernenten geht nach über 55 Jahren zu Ende. Mannheim hat seit heute einen neuen Dezernenten für Wirtschaft, Arbeit, Soziales und Kultur: Michael Grötsch (CDU). – Ein Dezernatszuschnitt, wie es ihn in keiner anderen bundesdeutschen Großstadt gibt, sowie Kultur (CDU) und Bildung (SPD) in getrennter Hand. Was bei einem „Viertel-Kultur-Bürgermeister“ für die Kultur im Allgemeinen und Literatur im Besonderen in der Stadt übrig bleibt, ist noch nicht abzusehen.
Der bisherige Werdegang des „Neuen“ stimmt skeptisch. Grötsch, gebürtiger Augsburger, wandte sich gen Osten und war von 1999 bis 2007 Fraktionsvorsitzender der CDU-Ratsfraktion in Dresden. In der Stadtratssitzung vom März 2006 wurde parteiübergreifend mit 44:20 Stimmen die Einrichtung eines UNESCO-Welterbezentrums beschlossen. Nur Grötschs CDU war dagegen. Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen unterstrich ihren Eindruck, „dass Herr Grötsch den UNESCO-Gedanken immer noch nicht verstanden habe.“ Wilm Heinrich (SPD) analysierte die „von wenig Sachorientierung, umso mehr von Destruktivität geprägte Kulturpolitik der CDU“ und ihres amtierenden kulturpolitischen Sprechers Michael Grötsch. Kris Kaufmann von der Linksfraktion.PDS titulierte Herrn Grötsch: „Als Löwe gestartet – als Bettvorleger gelandet.“ (jetzt auf dem Bürgermeistersessel in Mannheim).
Kein guter Tag für Mannheim auch nicht im Bereich Soziales. Der „Neue“ hat in Dresden maßgeblich den Verkauf der städtischen Wohnungsbaugesellschaft im Werte von 1,7 Milliarden Euro an die US-Investmentgruppe Fortress betrieben.
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