Eva Klingler: Blutrache
10. April 2006 | Von WT | Kategorie: Regional-Krimi“Blutrache” ist der zweite Fall der Ahnenforscherin Maren Mainhardt, jener Mrs. Marple aus der Karlsruher Südstadt, die auch schon bei der “Erbsünde” der Polizei auf die Sprünge half.
Durch eine Zeitungsmeldung erfährt sie von einem Mord im Europa-Park Rust. Eine Frau wurde ermordet in der Badewanne ihres Hotelzimmers aufgefunden. Das Mordopfer – Marlene Burk, eine reiche Autohaus-Erbin – zählt zu ihrem beruflichen Umfeld. Mainhardt hatte im Rahmen einer Südwestrundfunk-Dokumentation über die größte zivile Schiffskatastrophe in den USA nach den Vorfahren der Burks recherchiert. Als der Schaufelraddampfer “General Slocum” 1904 in New York sank, starben mehr als tausend deutschstämmige Einwanderer. Marlenes Großvater gehörte zu den wenigen Überlebenden. Als Maren Mainhardts Freundin, die Karlsruher Kommissarin Elfie Kohlschröter, in Amtshilfe für die Freiburger Polizei bei ihr auftaucht, um sie als Zeugin in der Mordsache zu befragen, regt sich Marens Spürsinn und sie beginnt zu schnüffeln. Marianne Burk, die Schwester der Toten, findet in der heimischen Badewanne ein tödliches Ende und ein Mitarbeiter des Europa-Parks muss auch noch daran glauben. Er war der Geliebte der beiden Autohaus-Schwestern. Unsere Ahnenforscherin ist felsenfest davon überzeugt, dass jenes Schiffsunglück von 1904 etwas mit den Morden zu tun hat.
Nicht nur die Polizei will der Hobby-Detektivin nicht glauben, auch der Leser bekommt so seine Schwierigkeiten. Es gibt außer ihrer Intuition keinerlei Hinweise. Mainhardt fördert auch nichts zu Tage, was die These stützen könnte. Fast keine Handlung, die für die Story wesentlich ist, passiert direkt vor den Augen des Lesers, sondern wird im Gespräch zwischen den Figuren erzählt. Um den eigentlichen Plot entspinnt sich ein Geflecht trivialer Liebesgeschichten zwischen Damen mittleren Alters und ihren Liebhabern; die Autohaus Schwestern, die Kommissarin und natürlich die Protagonistin mal mit einem Polizisten mal mit einem potenziellen Täter. Romantische Schwärmereien und Bettszenen in Stil und Sprache auf dem Niveau eines “Lore-Romans”. Das vorletzte Kapitel auf schlappen zwanzig Seiten bringt endlich Schwung. Die Ahnenforscherin im direkten Kampf mit dem Mörder.
Eva Klingler zählt zweifellos zu den produktivsten, aktuell und schnell schreibenden Krimiautorinnen. In weniger als zwölf Monaten drei Bücher (“Erbsünde”, “Königsdrama”, “Blutrache”) mit jeweils über zweihundertfünfzig Seiten Umfang auf den Markt zu bringen, ist eine beachtliche Leistung. “Königsdrama” spielt im Frühjahr 2005, “Blutrache” in der Phase des Bundestags-Wahlkampfes zwischen Gerhard Schröder und Angela Merkel.
Eva Klingler lässt ihren Kommissar in “Blutrache einmal sagen: “Mord macht süchtig”. – Krimischreiben anscheinend auch. Jedwede Art von Sucht ist behandlungsbedürftig – ist sie aber auch therapiefähig?
Eva Klingler: Blutrache. Ein badischer Krimi. Karlsruhe. Braun G. Buchverlag. März 2006, kartoniert, 269 Seiten ISBN 3-7650-8336-4
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