Gabriele Weingartner: Fräulein Schnitzler
4. September 2006 | Von WT | Kategorie: LiteraturveranstaltungenGabriele Weingartner, im pfälzischen St. Martin zu Hause, hat ihren neuesten Roman im Haymon Verlag Innsbruck veröffentlicht. “Fräulein Schnitzler” thematisiert das Leben Lili Cappellinis, der Tochter von Arthur Schnitzler. Sie nimmt sich 1928 neunzehnjährig in Venedig das Leben. Sie war hübsch und hochbegabt und der Augenstern ihres Vaters, der sie abgöttisch liebte. Über die Gründe, die Lili in den Tod trieben, kann bestenfalls spekuliert werden: War es die überstürzte, nur kurze Zeit glückliche Ehe mit Arnoldo Cappellini? Die in der Familie Schnitzler grassierende Melancholie? Die Überforderung durch den Vater? Oder identifizierte sich Lili allzu sehr mit “Fräulein Else” aus der gleichnamigen Novelle, deren Lebensweg dem ihren erschreckend ähnelt?
Gabriele Weingartner spürt in ihrem Roman diesen und anderen Mutmaßungen nach und bedient sich dabei einer literarischen Methode, die Arthur Schnitzler erfunden hat: einer Art innerem Monolog, der durch eine kontinuierliche äußere Handlung aufgebrochen wird. Lili reflektiert, zwei Tage vor ihrem Selbstmord, ihre kurze Vergangenheit, holt ihre privilegierten Wiener Jahre zurück und lässt die berühmten Freunde und Bekannten ihrer Eltern Revue passieren.
Franz Haas, schreibt in der “Neue Zürcher Zeitung” am 12.07.2006 Weingartners Vorhaben sei aber nicht nur inhaltlich gelungen, auch formal brauche sich die Autorin keineswegs vor den berühmten inneren Monologen Arthur Schnitzlers zu verstecken. “Das ist für einen heutigen Roman wenig und viel: meisterhaft epigonal, hundert Jahre zu spät und doch von einem handwerklichen Geschick, wie es nicht so selbstverständlich ist.”
Gabriele Weingartner liest aus “Fräulein Schnitzler” am Freitag, 29. September 2006. 20:00 Uhr in Neustadt in der Stadtbücherei im Klemmhof.
Gabriele Weingartner: Fräulein Schnitzler. Roman. Haymon Verlag, Innsbruck2006. ISBN 3852184991 Gebunden, 248 Seiten.
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