Gut gekichert Katze
7. April 2006 | Von WT | Kategorie: Regional-KrimiEvelyn Sperber, aus Gönnheim in der Pfalz, ist von Hause aus freie Journalistin. Sie liebt, wenn sie mitunter gemeinsam mit ihrer Tochter in Werner Schwabs “Präsidentinnen” auf der Bühne steht, schon mal eine derbe Sprache. Für ihren ersten Kriminalroman “Die Nacht der kichernden Katzen” wählte sie die leichte aber nicht seichte Variante.
Der Handlungsort, eine pfälzische Kleinstadt, dient weniger der authentischen lokalen Verankerung, wie in Regionalkrimis üblich, sondern illustriert eher Atmosphäre und Milieu. Die Katzen des Ortes übernehmen einen zentrale Rolle; sie sind Täter und Opfer zugleich. Vom harmlosen Schmusetiger verwandeln sie sich in fauchende und kratzende Furien, die ihre Besitzer und harmlose Nachbarn anfallen; auch vor Polizisten und dem Tierarzt machen sie nicht Halt. Nach der Attacke verfallen sie in eine Art Starre, in der sie Geräusche von sich geben, die einem glucksenden Lachen ähnlich sind und in ein wildes Kichern übergehen. Die attackierten Zweibeiner erleiden dasselbe Schicksal, erstarren, glucksen und kichern. Die junge Polizeibeamtin Vera Kannengießer, deren Katze ebenfalls von dem seltsamen Phänomen betroffen ist, versucht mit ihren Kollegen dem Geheimnis der kichernden Katzen auf die Spur zu kommen.
Die Autorin zitiert genretypische Muster ohne sie großflächig einzusetzen oder gar breit zu walzen. Es kommt schon mal nächtlicher Nebel auf, und der Mantelkragen wird hochgestellt. Der Handlungsverlauf wird nicht durch Kombinieren und Reflektieren sondern durch Action bestimmt. Aus den unterschiedlichen Perspektiven der beteiligten Personen schreibt Evelyn Sperber die Handlung voran; es wird nie langweilig und den Faden verliert man auch nicht. Hartgesottene “sisters in crime” und auch die Herren vom “Syndikat”, werden wahrscheinlich die Nase rümpfen. Aber: Frau Sperbers Krimi verläßt ausgetretene Pfade und ist nicht der x-te Mrs. Marple-Verschnitt. Leserinnen und Leser der Generation Enid Blyton bis hin zur krimilesenden Mimi werden einen kurzweiligen, alptraumfreien Lesespaß daran haben.
Sperber, Evelyn: Die Nacht der kichernden Katzen. Waldsolms. 2004. Gipfelbuch-Verlag. ISBN : 3-937591-12-5
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