Handke, Heinrich-Heine-Preis, die Jury und die Nacht des Fährmanns

2. Juni 2006 | Von | Kategorie: Allgemein

“Wer am Galgen sterben soll, kann auf dem Flusse tanzen.” Dieses Seefahrer-Sprichwort, stellte Jean-Pierre Lefèbvre seinem ersten Roman “Die Nacht des Fährmanns” voran. Der Roman spielt in den Februartagen des Jahres 1967 in Heidelberg. Ein französischer Lektor an der Universität Heidelberg findet den Fährmann Linzer erhängt in seinem Schuppen am Ufer des Neckars. Titel des Romans und das vorangestellte Sprichwort könnten symptomatischer nicht sein für das Meucheln eines Autors, eines Preises und seiner Jury.

Jean-Pierre Lefèbvre ist zusammen mit Sigrid Löffler aus der Jury des Heine-Preises zurückgetreten in der Süddeutschen Zeitung lieferten sie heute dafür ihre Begründung:

“Einer Jury, die nicht zu dem steht, was sie selbst beschlossen hat, wollen wir nicht mehr angehören. Einer Stadt, die unabhängige Fach-Juroren beruft und sie dann politisch desavouiert, können wir nicht mehr zur Verfügung stehen. Wir treten hiermit aus der Jury des Heine-Preises aus. An die Vertraulichkeit fühlen wir uns nicht länger gebunden.” Weiter erklären sie: “Für die Kür von genehmen Kandidaten ist der Wortlaut der Statuten des Heine-Preises völlig ohne Belang; diese werden nur dann hervorgeholt, wenn es gilt, einen missliebigen Preisträger im Nachhinein zu sabotieren.”

Jean-Pierre Lefèbvre lehrt Literaturwissenschaft an der Pariser École Normale Superieure seit 1971. Er übersetzte Hölderlin, Ransmayr und Hegels “Phänomenologie des Geistes” ins Französische.

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