Herbert Mies: Mit einem Ziel vor Augen
20. Dezember 2009 | Von Manfred Nabinger | Kategorie: Buchmarkt regionalEr kannte Breshnew, hatte engen Kontakt zu Gorbatschow und wurde – zumindest als Gruppenmitglied – einstens von Stalin gegrüßt. Und »(…) als für deutsche Politiker Besuche im Kreml als Ausweis für die eigene politische Bedeutung galten, bediente man sich meiner Kontakte. Ich war im Interesse guter Beziehungen zwischen der BRD und der UdSSR gerne als Türöffner und Ratgeber tätig. Doch das blieb unter der Decke«. Kein Problem für Herbert Mies, der, 1929 in Mannheim geboren, als FDJ-Vorsitzenden, KPD-Führungsmitglied und späterer DKP-Vorsitzenden ein internationales Leben in BRD, DDR und UdSSR führte. Viele Jahre davon in der Illegalität, mit Tarnnamen, Scheinidentitäten und einer »echten« Familie in der DDR.
Man kann also von den »Erinnerungen« eines Menschen mit diesem Hintergrund einiges an Information erwarten. Die gibt es auch, allerdings stark gefiltert durch Mies’ Interesse an der »historischen Wahrheit«, einfacher gesagt: durch die Parteibrille. So illusionslos Herbert Mies politische Syteme und Beziehungen schildert, so naiv steht er auch noch im Rückblick der eigenen Parteistruktur gegenüber.
Sehr lebendig werden seine Schilderungen, wenn es um seine Herkunft, die Kriegs- und Nachkriegsjahre geht. Die hat er im Mannheimer Norden, vor allem im Stadtteil Schönau verbracht. Den Widerstand gegen den Faschismus, die Nachkriegsjahre mit der schnell beginnenden Restauration – da würden wir gerne mehr lesen. Vielleicht schreibt Mies, der seit einigen Jahren wieder in Mannheim lebt, das noch einmal auf. Ansonsten können Interessierte das umfangreiche Archiv von Herbert Mies im Stadtarchiv Mannheim einsehen.
Herbert Mies: Mit einem Ziel vor Augen. Erinnerungen. Verlag am Park. Berlin 2009. ISBN 978-3-89793-179-4 bestellen bei Libri
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