Gerät jetzt auch der Literaturclub des Schweizer Fernsehens personell und konzeptionell ausser Tritt? Roger Willemsen moderiert die Sendung am 11. Juli 2006 zum letzten Mal. Er wolle sich künftig wieder vermehrt seinen Büchern und übrigen Projekten widmen, heißt es von Seiten des Senders. Aber ist das die ganze Wahrheit?

Unter Beschuss geraten war der Literaturclub, weil er seit der aktuellen Sendung aus der Züricher Buchhandlung Orell Füssli übertragen wird. Der SF-Mediensprecher erläuterte der “Neuen Zürcher Zeitung”, man habe in Orell Füssli einen Sponsor für das bisher eigenfinanzierte Format gefunden und dabei die Gelegenheit wahrgenommen, die Kritikerrunde vor Publikum aus der Sterilität des Studios in ein angemessenes Ambiente umzusiedeln.

Der Verein der unabhängigen Buchhandlungen der Schweiz (VUKB) kritisiert dies heftig: “SF (Schweizer Fernsehen) ist eine öffentlich rechtliche Medieneinrichtung, die durch Gebühren und durch klar deklarierte Werbung und Sponsoringaufträge finanziert wird. Ein Sendeort in einem privatwirtschaftlichen Betrieb muss unter diesen Umständen deshalb hinterfragt werden. – Der VUKB verlangt nicht, dass der “Literaturclub” auch in anderen Buchhandlungen gastieren soll, sondern kritisiert eine Mentalität des Ausverkaufs an den Meistbietenden. Sendungen wie der ‘Literaturclub’ können wohl in öffentlichen Einrichtungen verlegt werden wie Bibliotheken, Bahnhöfe, Museen oder auch Festsäle aber nicht in Firmen.”

Als neue Moderatorin sei Iris Radisch im Gespräch, doch wollte dies weder das Schweizer Fernsehen noch sie selber im Augenblick bestätigen. Schreibt die NZZ vom Tage.

Die April – Sendung des Literaturclubs: 3sat: Sonntag, 7. Mai 2006, 13.30 Uhr