Meinrad Braun: Das Schwedengrab

4. Juni 2007 | Von | Kategorie: Regional-Krimi

Ausgerechnet zwei Mannheimer eröffnen im Kölner Emons Verlag die Reihe der “Schwaben-Krimi”. Meinrad Braun, geboren in Ulm, studierte in Freiburg Völkerkunde, Volkskunde und Paläanthropologie , anschließend Medizin. Seit 1986 lebt er in Mannheim, in Bad Dürkheim betreibt er eine Praxis als Psychotherapeut.

Drei Krimininalromane schrieb er in den Jahren 1997 bis 2007 mit dem Mannheimer Psychiater Dr. Sebastian Sailer in der Titelrolle des Ermittlers. “Das Schwedengrab” ist als erster Band im März 2007 erschienen.

Im winterlichen Faschingstreiben des schwäbischen Städtchens Erbach entführen zwei Dämonen eine Frau, scheinbar im Scherz – tatsächlich aber verschwindet die junge Kurdin für immer. Sebastian Sailer, Psychiater mit einer Nase für Unheil, trifft am gleichen Tag in Erbach ein, um seine Kur in der Schlossbergklinik anzutreten. Die Begegnung mit einer alten Frau, die ihm wie eine Fastnachtshexe vorkommt und ihm heimlich einen menschlichen Zahn in die Hand gibt, lässt ihn nicht mehr los. Er begibt sich mit diesem Zahn auf eine Spurensuche, die ihn in die geheimnisvolle Schwedenhöhle führt – zurück in die Vergangenheit und schließlich buchstäblich an die Pforte der Hölle.

Sailer, 58 Jahre alt, hat gerade einen Infarkt überwunden und fährt zur Kur nach Erbach in die Klinik. Inkognito als freiberuflicher Restaurator getarnt, als ärztlicher Kollege möchte er nicht erkannt werden, um keine Vorzugsbehandlung zu erhalten. Vielleicht liegt es daran, dass Sailer noch vom Infarkt geschwächt ist oder aber Braun möchte seinen Protagonisten liebevoll schonend mit all seinen Macken vorstellen, im ersten Drittel des Buches überwiegt an manchen Stellen der Alltag des Kurbetriebs, Fragen wie Vollwertkost oder streng vegetarisch, welche Übungen beim Tai Chi sind angebracht, welche können weggelassen werden – wie weit soll sich Sailer auf die Verhaltenstherapie einlassen. Das Krimininalistische gerät etwas ins Hintertreffen. Dass man als Leser bei der Stange bleibt, ist dem Humor und der feinsinnigen Ironie des Autors zu verdanken. Es lohnt sich, dran zu bleiben. Die Handlung entwickelt irgendwann rasantes Tempo und Spannung, nicht nur durch die vom Autor praktizierte Schnittechnik, die das Geschehen aus der Perspektive anderer Personen als des Protagonisten darstellt, sondern auch durch die angeschnittenen Themen: Euthanasie, Menschenhandel, Satanismus.

Kurzum: Ein Krimi mit behäbigen Passagen, einem furiosen Höhepunkt und schaurig schönem Ende.

Meinrad Braun: Das Schwedengrab. Schwaben Krimi. Broschur. 272 Seiten. Emons Verlag Köln März 2007 ISBN 978-3-89705-492-9
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Meinrad Braun liest aus dem “Schwedengrab” am Freitag, 22 Juni, 20 Uhr bei der 1. Ladenburger Kriminacht. Obsthof Schuhmann, Schriesheimer Straße 51 ab 20 Uhr.

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