Onca: Vom Bauhaus zum Baumhaus

19. Februar 2009 | Von | Kategorie: Buchmarkt regional

OncaManfred H. Krämer nimmt eine Auszeit vom harten Krimi-Geschäft und wechselt mit »Onca – der weiße Jaguar« ins Genre »Herz, Schmerz und Abenteuer«. Er tut es, wie Vor- und Nachbemerkungen im Buch klar stellen, mit Genuss und voller Absicht.

Die Story knapp zusammengefasst; im Buch sind dies über 400 Seiten. Der Geologe Dr. Jo Teger verheiratet, mit seiner Frau Sanyia zu Hause in einer Villa im Bauhausstil auf dem Lindenhof in Mannheim, untersucht im Auftrag einer amerikanischen Ölgesellschaft mögliche Förderstätten im brasilianischen Regenwald. Von einem Erkundungsflug kehrt die kleine Maschine mit dem Team nicht zurück. Alle Suchaktionen verlaufen erfolglos.

Ehefrau Sanyia, im dritten Monat schwanger, fliegt selbst in die grüne Hölle. Sie glaubt fest, dass ihr Mann noch am Leben ist. Irgendwo da draußen. Aber ihr Sohn Christian wird ohne seinen Vater geboren. Jahre vergehen, in denen Sanyia in sich und dem Kind die Erinnerung an Jo wach hält. Entgegen aller Vernunft lässt sie Dr. Jo Teger nicht für tot erklären.

Als Sanyia glaubt, es nicht mehr aushalten zu können, versucht sie sich mit ihrem Wagen auf der B9 das Leben zu nehmen. So tritt Frank Hoffmann in ihr Leben. Der Fahrer des LKW, den sie von vorne gestreift hatte und der dadurch umgestürzt war, führt sie und ihren Sohn zurück in ein erfülltes zweites Leben. Die Familie zieht in die Felder im Mannheimer Norden, wo Sohnemann Christian seine Zeit gerne in einem Baumhaus im Garten verbringt.

Zehn Jahre nach seinem Verschwinden taucht Jo Teger wieder auf. Im Fernsehen läuft ein Bericht, dass angeblich im Himalaja der Yeti gefunden wurde. Der vermeintliche Yeti wird von Sanyia als ihr verschollener Ehemann erkannt und identifiziert.

Jetzt wird die Story rasant und verworren. Jo Teger, durch die Verwundungen beim Flugzeugabsturz schwer entstellt, wird unter die Fittiche eines Medienkonzerns genommen und in die Schweiz in eine Schönheitsklinik zur Wiederherstellung eines menschlichen Antlitzes verbracht. Krämer zieht hier parallel zu dem Strang Herz, Schmerz und Abenteuer eine geballte Ladung Boulevard-Medien Schelte ein. Mit der Flucht Tegers aus der Klinik und seiner Rückkehr in den Urwald wird noch eine gehörige Portion allgemeine Zivilisationskritik drauf gelegt.

Krämer greift tief in die Trivial- und Kitschkiste, holt das wirklich allerletzte Klötzchen heraus, um seine Geschichte aufzubauen. Sein Verleger wählte nicht umsonst als musikalischen Part zur Buchvorstellung Frank Sinatras »My Way«. Krämers Abenteuer- und Liebesroman ist originally »His Way«. Das wird am Deutlichsten, wenn er selbst daraus liest; die Zwischentöne sind klar erkennbar. – Diejenigen Leser, die Krämers Tonfall nicht kennen, geraten leicht auf den Holzweg und landen in der Kitsch-Ecke. Krämer-Fans jedoch werden die feinen Anspielungen im Text auf Biographie und seine frühen Kinderbücher erkennen und ihre Freude haben.

Um in der Sprach- und Bilderwelt des Buches zu bleiben: »Onca der weiße Jaguar« ist womöglich das schwarze Schaf unter der Krämerschen Büchern; in den besten Familien kommt so etwas vor. Mitunter sind die schwarzen Schafe am erfolgreichsten.
Hier die Angaben zum Buch: Manfred H. Krämer: ONCA – Der weiße Jaguar 411 Seiten , Hardcoverausgabe mit Schutzumschlag (Edle Ausstattung mit Prägung des Einbandes und eingebundenes Lesebändchen) Kehl Verlag, Hamm am Rhein, Oktober 2008 ISBN: 978-3-935651-34-9
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