Zalina – Theaterprojekt in Transsilvanien
15. August 2007 | Von WT | Kategorie: AllgemeinWer am Wochenende noch nichts vor hat, der könnte ja mal den Blick über den Tellerrand wagen und einen kleinen Abstecher nach Transsilvanien unternehmen. In Holzmengen einem Dorf in der Nähe von Herrmannstadt erlebt ein Theaterstück der Heidelberger Autorin Jagoda Marinic seine Uraufführung.
Im vergangenen Herbst wagten die Schauspielerin Susanne Berckhemer und die Dramaturgin Dagmar Domrös ein Experiment. Sie reisten in die malerische Landschaft Transsilvaniens, wo fließendes Wasser und Elektrizität eher selten sind und statt Autos Pferdewagen über die staubigen Schotterwege fahren. In Holzmengen, einem Ort mit 800 Bewohnern – Rumänen, Roma, Sachsen, Ungarn – gibt es zwar eine Schule. Es fehlen aber Bücher und die nötige Motivation, da viele Schüler oft schon mit 14 Jahren aufhören zu lernen und früh heiraten. Weiterführende Schulen sind nur mit dem Bus erreichbar, das Geld für eine Fahrkarte fehlt.
Das Projekt Zalina begeisterte die Holzmengener Kinder: Sie schrieben Aufsätze und Anekdoten über ihre Herkunft; nach und nach kamen die Biographien anderer Ortseinwohner dazu. Siebenbürger Sachsen, Ungarn, Rumänen erzählten ihre Lebensgeschichten in Wohnzimmern, Gartenlauben, auf Wiesen. Die in Heidelberg und Berlin lebende Autorin Jagoda Marinic entwickelte aus diesen Aufzeichnungen ein Theaterstück: Zalina heißt das Märchen über das Leben irgendwo in Transsilvanien.
Die junge Titelheldin Zalina sucht verzweifelt ihren Weg in die Zukunft. Sie ist hin- und her gerissen zwischen alten Traditionen und neuen Träumen. Bedroht von Illusionen und falschen Versprechungen für eine bessere Welt, wehrt sie sich gegen das Vergessen und Verstummen im konfliktreichen Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen in ihrem Dorf. Die längst vergessenen Geschichten verändern das junge Mädchen und ihren Blick auf die Menschen, die sie umgeben.
Die Zuschauer sind eingeladen, Zalina auf der Spurensuche durch ihren Heimatort Holzmengen zu begleiten, hinter die bunten Fensterläden der einfachen Häuser mit den roten Ziegeldächern zu schauen und den Alltag dieses rumänischen Dorfes kennen zu lernen, in dem – nur auf den ersten Blick – die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Das Stück wird in rumänischer Sprache mit englischer und deutscher Übersetzung gezeigt.
Vorstellungen: 17. / 18. / 19. August 2007 – 18.30 Uhr. Bus-Shuttle von Hermannstadt: Nationaltheater „Radu Stanca“, 17.30 Uhr oder Treffpunkt am Ortseingang von Holzmengen (ca. 20 km Richtung Agnita von Hermannstadt) http://www.zalina-theater.com
(man verzeihe mir die durchgängig deutsche Bezeichnung der Ortnsnamen, sie ist der besseren Lesbarkeit des Zeichensatzes geschuldet und nicht Ausdruck revanchistischer Gelüste)
Um Artikel über soziale Netzwerke weiterzuverbreiten, müssen Sie diese aktivieren - für mehr Datenschutz.
ZALINA war das gewichtige Kulturereignis der Region: schön anzuschauen, sozial integrierend und menschlich motivierend. Wenn es auch noch nachhaltig sein soll, braucht es eine Fortstzung. Danke!dr. Jens Langer,
Rostock.