Die kleinen Erziehungsberater
admin | Posted 06/04/2007 | Uncategorized | Keine Kommentare »
Ihre Helden heissen "Brüllöwe" oder "Schnuller-Pirat" und sie haben nur eines im Sinn: Unsere Kinder zu unterhalten – und zu erziehen. Doch welche dieser pädagogischen Bilderbücher taugen wirklich etwas?
Ob Einschlafen oder sich waschen: Bei der ” Domestizierung” der neuen Erdenbürger geht es für Eltern zunächst einmal um die elementaren Dinge. Was könnte da besser helfen als praxisnahe Bücher, die sich diesen Aspekten des Alltags widmen? Das klingt einfacher als es ist, denn pädagogische Bilderbücher wirken schnell bemüht. Friedrich Dedekind (um 1525-1598) hat das früh erkannt: Statt den Nachwuchs mit Anstandsregeln zu langweilen, formulierte er seine Verhaltenslehre in satirischer Form, indem er jede Benimmregel in ihr Gegenteil verkehrte.
“Grobianus” heisst sein Antiheld, der sich rundum unflätig benimmt. Die Folge: Die Kinder lachten sich schief und krumm und lernten zugleich etwas dabei. Verhaltensänderung durch Belustigung, Selbsterkenntnis und Identifikation lautet also das Erfolgrezept – gestern wie heute.
Kleine Windelmöpse
Bilderbuchheld “Willie” ist so ein gelungenes Beispiel. Ob Willie zum ersten Mal ohne Windeln unterwegs ist oder partout nicht einschlafen kann: Willie ist so unperfekt wie die Kinder selbst und deshalb auf Anhieb sympathisch. Und auch Eltern lernen durch die Willie-Geschichten, wie sie sich in Konfliktsituationen verhalten können. Damit schafft “Willie” auf wenigen Seiten mehr als so mancher Erziehungsratgeber.
Überreife Schnullerfreunde
Ebenfalls überzeugend ist “Der Schnuller-Pirat”, der das Thema der Schnullerentwöhnung zum Abenteuertrip macht. Mattis heisst der kleine Held, der sich hier freiwillig von seinem liebsten Begleiter trennt.
Denn wozu braucht man bitte sehr noch einen Babyschnuller, wenn man wie ein Pirat Schiffe entern und die Welt umsegeln kann? Auch Waschen ist ein Streitthema, weil so mancher Dreckspatz das nasse Element wie der Teufel das Weihwasser meidet. Der kleine Kobold Stinky aus “Totte und der Sauber-Zauber” ist so ein Gesell. Ein Fall für die Fee Tschintschinella und ihren “Sauber-Zauber” – ein waschechtes Märchen, das den Appell zu mehr Körperhygiene originell verpackt.
Kleine Modepüppchen
Das morgendliche Anziehdilemma kennen viele Eltern. Zum Glück gibt es Bilderbücher, die den Kleinen auf die Sprünge helfen: “Inga zieht sich an” thematisiert die Frage der Kleiderwahl, die oft Zeit und Nerven kostet. Während “Schluff, der Schleifchendrache” verhindern hilft, dass der Nachwuchs bis zur Volljährigkeit Schuhe mit Klettverschluss trägt, da er immer noch keine Schleife binden kann. [pagebreak]
Motzkühe und Brüllbären
Dass die Wut manchmal mit einem durchgeht, weiss “Der kleine Brülllöwe” genau. Ohne Vorhaltungen erfahren kleine Dickköpfe, wie man auch ohne Gebrüll auskommen kann. Ein Thema, dem sich auch Elisabeth Zöller widmet. Ob “Du hast angefangen!”, oder “Ich bin ganz schön wütend!”: Anhand typischer Alltagssituationen lernen Kinder ihre Emotionen zu kontrollieren.
Dass auch Tierkinder ähnliche Probleme haben, zeigen die klugen “Tiergeschichten vom Streiten und Versöhnen”. Fauchen wie die Katzen, sich foppen wie die Affen, meckern wie die Ziegen: Von wegen! Ab jetzt nicht mehr – oder wenigstens nur noch ab und zu …
Barbara Mossmann
Das kleine dicke Willie-Buch
Edition Bücherbär (Arena), 16 Seiten
Edition Bücherbär (Arena), 32 Seiten
Ursel Scheffler & Andrea Hebrock
Schluff, der Schleifchendrache
ArsEdition, 18 Seiten
Annette Langen & Dorothea Ackroyd
Der kleine Brülllöwe
Coppenrath, 32 Seiten
Elisabeth Zöller
Ich bin ganz schön wütend!
beide Titel Ellermann, je 32 Seiten
Susa Hämmerle & Silvio Neuendorf
Tiergeschichten vom Streiten und Versöhnen
Annette Betz, 32 Seiten