“Die Substanz einer Weltreligion”
admin | Posted 16/04/2007 | Biografien | Keine Kommentare »
Heute erscheint der erste Teil der Jesus-Biografie von Papst Benedikt XVI.
Nach mehreren Jahren Arbeit hat der amtierende Papst Benedikt XVI. nun den ersten Teil seiner Biographie
Jesus von Nazareth (
Herder) fertiggestellt. Der ersten Band trägt den Titel
Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung.
Der Herder Verlag verlegte den Erscheinungstermin von 11. auf den 16. April, dem 80.
Geburtstag des Papstes.
Das Buch, so der Autor im Vorwort,
sei "kein lehramtlicher Akt". Kritisch äußerte sich gestern der Theologe Adolf Holl in der österreichischen Tageszeitung
Die Presse: "Professor Ratzinger zeigt wenig Interesse an den biografischen Details seines göttlichen Freundes. Er lässt ihn im ersten Kapitel zur Taufe eilen, obwohl er bereits im Mannesalter steht und eine Vergangenheit hinter sich hat, über die nichts gesagt wird. Als systematischer Theologe ist Ratzinger an den zentralen Themen des heiligen Glaubens interessiert und nicht an den Lebensumständen eines Handwerkers in dem unruhigen Ländchen am Rand des römischen Weltreichs." Und weiter: "Der Aufforderung Schweitzers, die Theologen sollten sich ihren Jesus nach der eigenen Persönlichkeit neu schaffen, im Hinblick auf die Zeitläufte, vermag Ratzinger nichts abzugewinnen. Die Folge daraus: Unser Mann im Vatikan hat ein sehr langweiliges Buch geschrieben."
Etwas sympathischer beurteilt Christian Geyer in der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung das Buch: "
Jesus von Nazareth ist ein Buch,
dem man zweierlei wird nachsagen können: Es belebt die
Auseinandersetzung um die Substanz einer Weltreligion, reisst diese
Weltreligion aus den Verflachungen eines sich bloß humanitär und
ethisch begreifenden Projekts heraus. Der metaphysische Ernst von
Religion erhält wieder einen Bezugspunkt. Das ist ein nicht hoch genug
zu veranschlagendes Verdienst dieses Buches. Mit derselben Schärfe
tritt freilich auch das Prekäre aller Versuche, den Glauben als ‘vernünftig’ darzulegen, in den Blick. Überspitzt könnte man es
vielleicht so sagen: Wenn die Vernunftgemäßheit der christlichen
Gottesidee jetzt von irgendwelchen neueren amerikanischen
Exegesemethoden abhängen sollte, die man ‘kanonisch’ nennt, dann
spricht das vielleicht eher dafür, dass man die Vernünftigkeit des
Glaubens nicht strapazieren sollte. Methoden kommen und gehen. Ein Gott
stört sich nicht weiter dran."
Rund 110.000 Leser hätten den Titel
bereits vormerken lassen.
Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.
Jesus von Nazareth. Erster Teil: Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung
Herder Verlag, 448 Seiten
24,00 Eur [D] / 24,70 Eur [A] / 42,10 sFr