Feurige Sternenstürmer
admin | Posted 03/05/2007 | Uncategorized | Keine Kommentare »
Drachen sind in diesem Frühling die unbestrittenen Lieblinge der Kinder- und Jugendliteratur. Treuer Freund oder apokalyptische Bestie: Es gibt viel "Drachologisches" zu erfahren.
Die Kryptozoologie, die vor dem Menschen verborgene Tiere aufzuspüren und zu erforschen versucht, ist eine uralte Angelegenheit. Seit dem "Physiologus", der frühchristlichen Sammlung von Tiersymbolen, sind immer wieder Bücher entstanden, die fantastische Wesen wie Drachen, Phönixe und Einhörner beschreiben und klassifizieren.
Das berühmteste ist "Einhorn, Sphinx und Salamander" von Jorge Luis Borges, das meistgelesene wohl "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" von J. K. Rowling. Der englische Autor Dugald A. Steer hat sich vorgenommen, die Drachenforschung zu vertiefen – mit riesigem Erfolg: Sein großformatiges, herrlich illustriertes Lehrbuch "Expedition in die geheime Welt der Drachen" war außerordentlich erfolgreich.
Nun ist der erste Band einer Romanserie dazu erschienen, in der Steer die Geschichte des britischen Drachenforschers Ernest Drake und seiner beiden Schüler Beatrice und Daniel erzählt. "Das magische Drachenauge" enthält eine Menge drachologisches Wissen, das der Autor mit viel Liebe zum Detail erfunden hat, und man erfährt auch einiges über Darwins Evolutionstheorie und über ökologisches Bewusstsein. [pagebreak]
Denn wer Drachologe werden will, muss feierlich schwören, immer nur im Interesse der Drachen zu handeln und die bedrohte Tierart mit allen Mitteln zu schützen. Dazwischen gibt es viel Action und Spannung. Denn der böse Ignatius Crook ist hinter den mythischen Schätzen her, die von uralten Drachen in entlegenen Höhlen gehortet werden. Während die Drachen bei Steer weder gut noch böse, sondern einfach Tiere – wenn auch mit magischen Kräften – sind, hält sich Jonathan Stroud in "Drachenglut" an die westliche Drachenmythologie: Drachen sind gefährliche Wesen, die besiegt gehören, ganz in der Tradition des heiligen Georg.
Unter einem Hügel in England liegt ein solcher Drache, der von einem frühchristlichen Heiligen erlegt wurde, doch er ist nicht tot, sondern eher im Koma. Mit Gedankenblasen, die er aufsteigen lässt, versucht er unbewusst, möglichst viele Menschen unter seine Kontrolle zu bringen. Um ein Haar gelingt es dem Untier, sich zu befreien – eine rasante Mischung aus Fantasy- und Gruselroman.
Alles andere als gruselig geht es im ersten Band der "Drachenwelt"-Trilogie von Salamanda Drake zu: "Die Schule der Drachenreiter" hat alle Eigenschaften eines Pferderomans, nur dass es nicht um Pferde, sondern um Drachen (allerdings mit Pferdeseele) geht. Die Heldin Cara verbringt ihre Tage im Stall, wo sie Drachenschuppen pflegt, und im Drachenhort, wo die Babys gehegt werden.
Ihr Vater hat ihr verboten, selbst einen Drachen zu reiten. Darunter leidet sie besonders, weil sie ausgerechnet ihren Liebling, den jungen Drachen Sternenstürmer, einer zickigen Tierquälerin überlassen muss. Zum Glück überstürzen sich die Ereignisse, und Cara und ihr Drache finden am Ende doch noch zusammen.
Dugald A. Steer
Das magische Drachenauge. Drachen-Chroniken Band 1
arsEdition, 416 Seiten
Jonathan Stroud
Drachenglut
Boje, 320 Seiten
Salamanda Drake
Drachenwelt – Die Schule der Drachenreiter
cbj, 256 Seiten