Nervengift

admin | Posted 28/05/2007 | Belletristik | Keine Kommentare »

Sabina Altermatt

Im Zürichsee wird eine Frauenleiche gefunden, die lediglich mit einem weissen Mantel bekleidet ist. Ein rätselhafter Fall, auch für Gertrud Gut, Kriminalkommissarin und allein erziehende Mutter.

Der Krimi erschien erstmals im Frühling 2006 als Blog auf tagesanzeiger.ch und wurde für die goldene Maus 2006 in der Kategorie Kultur nominiert.
«Sie wollte sich gerade umdrehen, da sackte der Vogel in sich zusammen. Sie schaute genauer hin. Das war gar kein Schwan. Da lag etwas Weisses im Wasser. Es sah aus wie ein Tuch – oder war es ein Mantel? – und darin steckte zusammengekauert eine Frau. Sie sah deutlich die schwarzen, langen Haare, die sich wie kleine Schlangen in den Wellen bewegten.»


Interview mit der Autorin:



Krimi ist Ihr Metier. Warum keine Liebesromane?

Altermatt: Die Liebe kann zwar auch ganz spannend sein und zu einem Krimi werden, im Moment reizen mich jedoch die menschlichen Abgründe mehr, das Gehen bis zum äussersten. Ich könnte mir aber vorstellen, eine Liebesgeschichte zu schreiben. Einfach ohne Happy-end.


Wo finden Sie Ihre Geschichten?

Altermatt: Die meisten Geschichten liegen sozusagen auf der Strasse, man braucht sie nur aufzuheben. Wenn ich mit wachen Augen und Ohren durch Zürich gehe, dann bringe ich immer ein paar Ideen mit nach Hause: vom Nebentisch im Restaurant, aus dem Tram oder aus der Migros. Auch die Morgenlektüre des Tagi bringt den einen oder anderen Einfall. Manchmal sind es ganz banale Dinge die eine Geschichte auslösen, manchmal eher etwas makabre wie die Schlagzeile «Frau mit Hammer erschlagen».


Berühmte Krimis spielen in Berlin, Venedig, Florenz oder Manhatten. Ist Zürich ein gutes Pflaster für Krimis?

Altermatt: Ich kann mir nur vorstellen, über einen Ort zu schreiben, den ich gut kenne. So gesehen spielen meine Krimis eher zufällig in Zürich, da ich selber eher zufällig in Zürich gelandet bin. Als im Bündnerland aufgewachsenes Bergkind, konnte ich mir nicht vorstellen, dass man in einer Stadt, wo die Autobahn mitten durchfährt, leben kann. Jetzt bin ich bereits
über zehn Jahre hier. Anfangs war es der Job, dann die Liebe. Mittlerweile lebe ich sehr gerne in dieser Stadt, die sich sehr als Krimi-Kulisse eignet. Meine Romane spielen meist an zwei Orten, weil mich der Gegensatz von Stadt und Bergen interessiert. Mein nächster etwa in Zürich und im Unterengadin.


Steht eigentlich eine Krimiautorin im ständigen Kontakt mit den entsprechenden Abteilungen der Polizei oder reicht zur Recherche die Zeitungslektüre?

Altermatt: Die Recherche ist für mich ein ganz wichtiger Teil des Schreibens. Dazu gehören Zeitungen, aber auch das Internet. Ausserdem ziehe ich jeweils Fachleute bei, sei es nun ein Schönheitschirurg oder ein Gerichtsmediziner. Ich finde das sehr spannend und die Leute sprechen immer sehr gerne und offen über ihr Fachgebiet. Manchmal bin ich nach einer
Recherche so zufrieden, dass ich die Resultate am liebsten für mich behalten würde und gar nicht mehr in einem Manuskript verarbeiten. Oft entstehen auch bei der Recherche wieder neue Ideen für ein nächstes Buch.


Gibt es für Sie Themen oder sagen wir Verbrechen, die für einen Krimi tabu sind?

Altermatt: Eigentlich nicht. Mich interessiert jedoch weniger der genaue Tathergang mit detaillierten, blutigen Beschreibungen, als vielmehr, was in den Köpfen der Leute vor sich geht. Es sind diese Grenzsituationen, die bei einem unnatürlichen Todesfall entstehen, die mich faszinieren.


Wie sieht Ihr Arbeitsplatz aus?

Altermatt: Ich arbeite Zuhause in meinem 13 m2-Zimmer an einem kleinen Schreibtisch. Links von meinem Powerbook hats gerade Platz für eine Tasse Cappuccino, rechts davon sitzt meine Katze und beobachtet durchs Fenster die Tauben auf den Dächern.



Die Fragen stellte Urs Heinz Aerni

+++


Sabina Altermatt ist 1966 geboren und in Chur aufgewachsen. Sie studierte Staatswissenschaften an der Hochschule St. Gallen. Danach war sie in Zürich als Redaktorin bei diversen Zeitungen tätig, später folgten verschiedene Engagements als Projektleiterin im Marketing- und Internetbereich. 2000 machte sie sich als PR-Beraterin selbstständig und gründete eine Kommunikations-Agentur. Sie lebt und arbeitet in Zürich.

Diese Bücher sind von ihr erschienen:

"Verrat in Zürich West" (Krimi, Orte Verlag 2005), "Nervengift" (Krimi, Eigenverlag, 2006) und "Roter Basilikum" (Kurzgeschichten, Edition Hochfeld 2007)

Share and Enjoy:
  • Print
  • Digg
  • Sphinn
  • del.icio.us
  • Yahoo! Bookmarks
  • Facebook
  • Mixx
  • Google Bookmarks
  • Blogplay
  • LinkedIn
  • StumbleUpon
  • Twitter
  • RSS

Kommentar verfassen

Connect with Facebook

Leseprobe

Related Posts

  • No Related Post