Stilsicher und sprachmächtig
admin | Posted 22/06/2007 | Biografien | Keine Kommentare »
Asfa-Wossen Asserate, der höflichste Mann Deutschlands, erinnert sich in einem eleganten Buch an wichtige Stationen seines Lebens.
“Der 23. November 1974 war ein grauer, trüber Tag, einer jener Tage, an denen es gar nicht hell werden wollte.” So beginnt Asfa-Wossen Asserate seine
Lebenserinnerungen. Man kennt den Äthiopier mit deutschem Pass, seit er im Oktober 2003 mit seinem Buch “Manieren die Bestsellerlisten” stürmte.
Der 23. November war für den westafrikanischen Prinzen ein Schicksalstag; in seiner Studentenwohnung, liebevoll “Schließfach” genannt, hört er im Radio von der Revolution in seiner Heimat. Ein Großteil seiner Familie wird verhaftet. Tübingen, Ort seines Studiums, wird ihm plötzlich zum Exil.
Von der ersten Seite an zieht dieser warmherzige wie galante Mann den Leser in den Bann. Die unbeschwerte Jugendzeit in Addis Abeba, wo er an der Deutschen Schule als erster Äthiopier das Abitur besteht, das Studium in Deutschland und Cambridge, der unablässige Kampf um die Entlassung seiner Familie aus der Haft, sein Aufstieg zum Pressechef der Düsseldorfer Messe. Heute arbeitet Asserate als Unternehmensberater für Afrika und den Mittleren Osten.
In Deutschland geblieben ist der Prinz, weil das Land ihm zur zweiten Heimat wurde, weil er die deutsche Lebensart liebt. Seine Memoiren – stilsicher und sprachmächtig – sind Zeitdokument und Integrationsgeschichte in einem. Ein elegantes Buch.
Asfa-Wossen Asserate: Ein Prinz aus dem Hause David und warum er in Deutschland blieb, Scherz, 384 Seiten, 19,90