Ein Leben für die Kunst

admin | Posted 25/07/2007 | Preise und Events | Keine Kommentare »

Gerd Hatje: mit großer NeugierdeFoto: Ingrid von Kruse

Gerd Hatje ist tot. Wie jetzt bekannt wurde, starb der Verleger am Dienstag, dem 24. Juli, im Alter von 92 Jahren in Stuttgart.

Mit Gerd Hatje verstarb eine große Persönlichkeit der deutschen Kunst- und Verlagslandschaft der Nachkriegszeit. Bis ins hohe Alter verfolgte der leidenschaftliche Kunstkenner mit großer Offenheit und steter Neugierde die aktuellen Entwicklungen der bildenden Kunst und der Musik – beide waren sein Leben und das Büchermachen sein Lebenselixier. 1945 gründete Gerd Hatje einen der heute international bedeutendsten Verlage für Kunst, Fotografie und Architektur.

Begonnen hatte alles in Calw. Mit dreißig Jahren gründete der gelernte Schriftsetzer, der 1915 in Hamburg geboren wurde, den Humanitas Verlag, den er wenig später zum Verlag Gerd Hatje umbenannte. Die Vielseitigkeit seiner Interessen schlug sich auch in seinem Verlagsprogramm nieder. Neben belletristischen und zeitgeschichtlichen Publikationen konnte man ebenso Bücher zum Jazz finden. Unter den frühesten Publikationen sind ein Katalog zu einer Beckmann-Ausstellung und eine Ausgabe von Heinrich Heines "Das Buch Le Grand".

In den fünfziger und sechziger Jahren rückte die Auseinandersetzung mit den großen Malern, Bildhauern und Architekten in den Vordergrund. Diese Jahre waren geprägt von Begegnungen und Freundschaften des Verlegers mit Künstlern, Architekten und Kunsthistorikern, wie Baumeister, Arp, Braque, Giacometti, Miró, Chagall, Picasso, Max Ernst, Christo, Beuys, Bill, Le Corbusier, Sert, Breuer, Mies van der Rohe, Gropius, Sterling und vielen anderen. Gerd Hatje wurde zum Connaisseur der Kunstwelt und begann seinen Traum von einem Verlag für Kunstbücher auf qualitativ höchsten Niveau auszubauen, denn verlegen hieß für ihn "geistige Räume öffnen".

Er war ein Büchermacher aus Sympathie und Leidenschaft für die Kunst, die Musik und die Literatur. Er selber nannte sich einen “Überzeugungstäter”, der gemeinsam mit Künstlern und Autoren das geistige Abenteuer suchte und für ein schönes Buch immer auch bereit war, etwas zu riskieren. Viele seiner Bücher zählen zu dem Schönsten, was im 20. Jahrhundert an Kunst-, Design- und Architekturbüchern erschien und sie wurden vielfach ausgezeichnet.

Eines lag Gerd Hatje besonders am Herzen : die Qualität seiner Bücher, und die der Kunst. Gerd Hatje formulierte es einmal so: "In der Kunst gibt es für mich keine Vergangenheit und auch keine Zukunft. Wenn ein Kunstwerk nicht stets in der Gegenwart existieren kann, ist es nicht der Rede wert".

1990 verkaufte Gerd Hatje mit 75 Jahren seinen Verlag an die Dr. Cantz’sche Druckerei. Zunächst bestanden die Edition-Cantz und der Verlag Gerd Hatje unabhängig voneinander. 1999 wurden unter der Geschäftsführung von Annette Kulenkampff beide Verlage zusammengeführt. Seither firmiert der Verlag unter dem Namen Hatje Cantz.

Der Senior-Verleger blieb in seinem Verlagsbüro fast bis zum letzten Tag präsent und bewahrte über die Jahre seinen gewohnten Tagesablauf und sein Interesse am gegenwärtigen Kunstgeschehen.

Für seine Verdienste erhielt Gerd Hatje zahlreiche Auszeichnungen unter anderem die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

Share and Enjoy:
  • Print
  • Digg
  • Sphinn
  • del.icio.us
  • Yahoo! Bookmarks
  • Facebook
  • Mixx
  • Google Bookmarks
  • Blogplay
  • LinkedIn
  • StumbleUpon
  • Twitter
  • RSS

Kommentar verfassen

Connect with Facebook

Leseprobe

Related Posts

  • No Related Post