Eine Schande!
admin | Posted 24/07/2007 | Krimis | Keine Kommentare »
Mit seinen Felidae-Romanen wirft Akif Pirincci seit
fast zwei Jahrzehnten überaus erfolgreich einen schrägen Blick auf die Menschen
mit ihren Eigenheiten, Eitelkeiten und Schwächen. Das neueste Buch
"Schandtat" ist das vielleicht komplizierteste, mitunter weit ins
Surreale abgleitende Werk des in Bonn lebenden Autors.
Zwar waren die Geschichten mit dem liebenswert nervigen
Kater Francis wegen ihrer Brutalität noch nie für Kinder geeignet, die neueste
aber übertrifft mit ihrer Düsternis und vertrackten Handlung ihre
Vorgängerinnen noch bei weitem. Francis ist mittlerweile in die Jahre gekommen,
ein Reißzahn ist ihm ausgefallen, und sein "Dosenöffner" Pirincci
muss ihm, wie er jüngst in einem Interview sagte, "kräftig in den Hintern
treten, damit er sich überhaupt auf ein neues Abenteuer einlässt”.
Zum Glück entwickelt sich aber Francis’ Sohn Junior ganz im
Sinne des stolzen Papas: Neugierig, mutig und ausgestattet mit einer überaus
feinen Spürnase macht sich der Jungkater auf den Weg, einen Fall zu lösen, der
Francis seit Kindertagen zu schaffen macht. Damals waren nicht nur seine Mutter
und die Geschwister ballernden Meuchelmördern zum Opfer gefallen. Auch die
gesamte Hippie-Katzen-Kommune, die dem verwaisten Francis Unterschlupf gewährt
hatte, wird eine Tages ausgelöscht.
Junior und in seinem Gefolge auch sein Vater kommen einem
satanischen Komplott auf die Spur, bei dem sich alles um die Verknechtung der
gesamten Menschheit mit Hilfe einer gemeinsamen Sprache von Mensch und Tier
dreht. Als schon alles verloren scheint – und der Leser den Überblick über die
komplizierte Handlung endgültig aus den Augen verloren zu haben glaubt – löst
sich das bedrohliche Szenario am Ende als düsterer Nebel eines Albtraums auf.
Mit schonungslosem Blick und einem Hauch von Zynismus
seziert Pirincci hier wieder einen Zeitgeist, der den Schein über das Sein
stellt und Menschen zu hinterhältigen, unersättlichen und mitleidlosen
Individuen macht. Denen bedeute "eine Rolex an deinem Handgelenk … weit
mehr als tausend Weisheiten aus deinem Mund". Wohltuend wird für die
umfangreiche Felidae-Fangemeinde das Wiedersehen mit alten Freunden sein. So
trifft sie Sancta, die schöne Römerin, wieder, bei der der alte Schwerenöter
Francis tatsächlich monogam geworden ist, und sein "bunt gescheckter, fast
zahnloser alter Freund" Blaubart ist ebenfalls erneut mit von der Partie.
(APA/dpa)
Akif Pirincci
Schandtat. Ein
Felidae-Roman
Diana Verlag, 336 Seiten
18,95 Eur[D] / 19,50 Eur[A] / 33,90 sFr fPr