Lasst mich hier raus!

admin | Posted 16/07/2007 | Uncategorized | Keine Kommentare »

Jakob Hein: Die schwierige Aufgabe des Bodo Schmied.Foto: Nelly Rau-Häring


Jakob Hein zeigt, dass Erich Honecker noch viel lächerlicher war als bisher angenommen.



Bodo Schmied, Offizier der Staatssicherheit bei der Abteilung Inneres in Berlin und ein zuverlässig humorloser Mann, verlor im Juli 1989 die Fassung: Erich Honecker, Chef-Langweiler des siechenden Neben-Deutschland, stellte in einem offiziellen Schreiben den "Antrag auf ständige Ausreise aus der DDR". Was nun? Es werden Untersuchungen angestellt, denn was nicht sein kann, darf auch nicht. Das Tempo der Geschichte lässt das Begehr in unteren Schubladen verschwinden; erst viel später stellt sich heraus: Der Schrieb war echt.



Das ist eine der vielen "Mythen der DDR", die der Romancier und Essayist Jakob Hein, selbst gebürtiger Leipziger, in einem schmalen Band der Vergessenheit entreißen will. Der 35-Jährige, der 2001 mit seiner Autobiographie "Mein erstes T-Shirt" in der Riege Max Goldt / Robert Gernhardt willkommen geheißen wurde, kümmert sich in beamtenhaft lakonischem Ton um die Skurrilitäten eines untergegangenen Landes, in dem auch mal versucht wurde, die aufmüpfige biermüde Jugend mit Haschisch zu sozialisisieren. Das schlug fehl, die jungen Leute feierten dann doch zu doll.



Hein macht zur Hälfte Spaß, danach verliert er sich in dem Trott, in dem auch die DDR einschlief. Sein betont sachlicher Stil gerät zu bemüht, um der Lächerlichkeit des realsozialistischen Alltags echte Lacher zu entreißen. Etwas schade.



Jakob Hein: Antrag auf ständige Ausreise, Piper, 149 Seiten, 8

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Titel:
Fifth Avenue: Spaziergänge durch das letzte Jahrhundert

ISBN-13:
9783100910592

Autor:
Stephan Wackwitz

Verlag:
Fischer (S.), Frankfurt

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