Krieg unter Schwedens Krimi-Elite

admin | Posted 15/08/2007 | Autoren | Keine Kommentare »

Unter Schwedens international erfolgreichen
Krimiautoren ist ausgerechnet in den Sommerferien ein an Gehässigkeit schwer zu
überbietender Krieg der Worte ausgebrochen. Während zahllose Leseratten überall
an Stränden, in Hängematten oder Pensionsbetten in den neuen, fast immer dicken
Krimis von Henning Mankell, Liza Marklund oder Ake Edvardsson schmökern,
bescheinigen sich die Autoren der Millionenbestseller aus Skandinavien derzeit
gegenseitig, dass sie entweder nicht schreiben können oder missmutige
Neidhammel sind.

G. W. Persson, 62 Jahre alter Kriminologie-Professor und
auch in Deutschland erfolgreicher Krimiautor, attestierte seiner 30 Jahre
jüngeren Kollegin Camilla Läckberg in einem Interview, sie lege ihre Krimis an
wie "Kitschnovellen für Pferdemagazine" und schreibe im Stil
dümmlicher Kinderbücher. Die Attackierte zahlte es ihm mit gleicher Münze und
drastisch heim: "Das ist einfach Pisse von einem älteren Herrn, der sich
irgendwie übergangen fühlt."

Ernst Brunner (56), kommerziell nicht so erfolgreicher Autor
anspruchsvollerer Romane, verglich die tatsächlich enorme Flut von
Schwedenkrimis weiblicher Autoren gar mit der "Scheiße von Möwen, die
meine Insel in den Stockholmer Schären kaputtmacht". Sein Kollege Björn
Ranelid (58) nahm vor allem Liza Marklund (44) aufs Korn, die es in Schweden
mit neun Millionen Einwohnern auf eine Auflage von neun Millionen verkauften
Büchern gebracht hat: "Eine Million Schweden können schreiben wie Liza
Marklund."

Ranelid sah die systematische Selbstvermarktung der
attraktiven, blonden Marklund auf allen Covers ihrer Bücher als Gefahr für sein
eigenes Gewerbe: "Wenn das so weitergeht, wird die Belletristik
untergehen." Auch hier ließ die Antwort nicht lange auf sich warten.
Krimiautorin Mari Jungstedt (45) sah in solchen Äußerungen einfach die
Verzweiflung von Männern, die es "nicht ertragen können, von erfolgreichen
und schönen Frauen aus dem Feld geschlagen zu werden".[pagebreak]

Als einziger aus der Garde der in die Jahre gekommenen
männlichen Bestsellerproduzenten findet das auch Jan Guillou (63), dessen
Bücher wie die Agentenserie "Coq Rouge" in Schweden ebenfalls in neun
Millionen Exemplare verkauft worden sind: "Hier geht es um Neid." Die
Zeitung "Dagens Nyheter" fügte in einem Kommentar an: "Mit
Sexismus als Beigabe." Dass die Frontlinie praktisch ausschließlich
zwischen älteren Männern und jüngeren Frauen verlaufe, illustriere überdies,
wie sehr Krimis als Produkte auch über Identifizierung mit dem Autor
vermarktet werden: "Will ich jetzt lieber das Päckchen mit dem älteren, sexistischen
Kriminologie-Professor kaufen oder das mit der weiblichen Pappfigur der jungen
Autorin im Schaufenster?"

Dass mit Stieg Larsson der zur Zeit erfolgreichste schwedische
Krimiautor und mit dem 59-jährigen Henning Mankell der seit Jahren
unbestrittene "König" der Garde schwiegen, war kein Zufall. Larssons
Millionenerfolg mit seiner "Millennium-Trilogie" erschien schließlich
erst nach dem Tod des Autors 2002 im Alter von 50 Jahren. Mankell hat als
Schwiegersohn des Ende Juli gestorbenen Filmregisseurs Ingmar Bergman sowie als
"Sprecher" der Hinterbliebenen andere Sorgen. (dpa)

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