Ungemein französisch

admin | Posted 24/08/2007 | Belletristik | Keine Kommentare »



Marcus Brauns
neuer Roman ist ein raffiniertes Kammerspiel um Liebe, die auftaucht, untergeht und eines Abends tödlich endet.

Eine Frau. Ein Mann. Die Atlantikküste. Eine Konstellation wie in einem französischen Film aus den sechziger Jahren von Jacques Demy, Claude Lelouch oder François Truffaut. Und ein katastrophisches Ende, das gleich mehrere Varianten anbietet und auf diese Weise so bedrohlich wie halluziniert anmutet.

Durch einen Steinschlag auf die Windschutzscheibe ihres Autos auf der Weiterfahrt gehindert, müssen sich Kate und Fabien, seit gerade einmal sechs Monaten ein Liebespaar, von Isabelle zu einer Werkstatt abschleppen lassen. Umstandslos lädt Isabelle die beiden für ein paar Tage zu sich und ihrem viel älteren Mann Jacques auf ihr großes, pittoresk verfallenes Anwesen ein.

Hier entspinnt sich Rätselhaftes, Leidenschaftliches. Neue verlockende erotische Beziehungen bahnen sich an, getrennt unternommene Ausflüge lösen Verdächtigungen aus. Jacques’ unter merkwürdigen Umständen beim Schwimmen verstorbener Sohn spielt dabei eine entscheidende mysteriöse Rolle, ebenso wie eine junge Frau, die in der Autowerkstatt lebt, in der Fabien seinen Wagen reparieren lässt. Am Ende bleibt kunstvoll offen, ob nicht nur Jacques tot ist und ermordet im Garten liegt, sondern ob Kate tatsächlich im Meer ertrank, dies nur vortäuschte und welche Rolle Fabien bei alldem letztlich spielte – als Täter, Sündenbock oder Verlassener.

Dem 1971 in Bullay an der Mosel geborenen, heute in Berlin lebenden Marcus Braun, bekanntermaßen ein Langsamschreiber, der in den letzten acht Jahren mit drei nicht sehr umfangreichen Romanen für Aufsehen sorgte, gelingt mit seinem Debüt im Suhrkamp Verlag eine für deutsche Verhältnisse berückend leichtfüßige, fast französisch anmutende graziös-erotische Sommergeschichte, die auch eine kunstsinnige Studie über Wahrnehmung ist und über das Feste und Flüssige, über das Verfestigen und Verflüssigen von Gefühlen.

Was schon der Titel mehr als andeutet, heißt doch im Keltischen

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