Fragen über Fragen

admin | Posted 22/09/2007 | Autoren | Keine Kommentare »

Auch Raoul Schrott gab Auskunft über sich

Junge erfolgreiche deutschsprachige Autorinnen und Autoren im Kreuzfeuer von Fragen

Warum schreiben Sie? Was ist für Sie Liebe? Wo und wie arbeiten Sie? Schreiben Sie mit der Hand oder mit dem Computer? Wie definieren Sie Literatur? Wie würden Sie den deutschen Kulturbetrieb, die junge deutsche Literatur beschreiben? Und wie sich selbst ?

Fragen, die Schriftstellerinnen und Schriftsteller fürchten, sobald sie ihr Arbeitszimmer verlassen, sich unter Publikum mischen, auf Lesereise gehen.
Doch gerade im Vergleich der Antworten und Attitüden liegt das Spannende dieses knapp 500 Seiten starken Bandes: Wer produziert sich? Wer verweigert die Antwort? Wer zeigt einen Bekenntnisdrang und wer spielerische Souveränität? Wer äußert sich pointiert, wer selbstgefällig und eitel, wer ist bescheiden?

Die Göttinger Literaturwissenschaftlerin Olga Olivia Kasaty hat sich vorgenommen, die “Schriftsteller der neuen und jungen deutschsprachigen Generation der 90er Jahre” zu befragen; es sollten “junge, zwischen 1960 und 1975 geborene Autoren” sein. Es sind alles Autoren, die sich auf dem Markt bereits durchgesetzt haben und mit Preisen ausgezeichnet wurden: Thomas Brussig, Julia Franck, Durs Grünbein, Judith Hermann, Felicitas Hoppe, Daniel Kehlmann, Michael Lentz, Terezia Mora, Kathrin Röggla, Raoul Schrott, Ingo Schulze, Lutz Seiler, Peter Stamm und Feridun Zaimoglu.

“Ich brauche weder Kafka noch Joyce”, sagt Thomas Brussig. Neben Durs Grünbeins und Raoul Schrotts Exkursen zur literarischen Tradition fndet man einen Satz von Felicitas Hoppe: “Ich finde auch einen Autor wie Schiller faszinierend”, oder von Julia Franck: “Als ich mit dreizehn nach Berlin kam, hegte ich eine seltsame Abneigung gegen die deutsche Literatur.” Feridun Zaimoglu kommentiert den Vergleich eines seiner Bücher mit Goethes “Werther” so: “Ich kannte das Buch nicht.”

“Ein System, das fördert, was keiner liest, und übersieht, was mal gelesen wird, das ist überflüssig”: Mit diesem Ruf nach kommerziellen Auslesekriterien beklagt sich der Bestsellerautor Brussig über die deutsche Literaturförderung.

Vor allem die Lyriker – Durs Grünbein, der diesjährige Bachmannpreisträger Lutz Seiler und der Tiroler Raoul Schrott – haben sich dagegen die Distanz zum Markt bewahrt. “Texte werden konsumiert wie Speisen oder Modeartikel”, urteilt Grünbein. Schrott unterscheidet “zwei Arten von Literatur” – jene, “wo es darum geht, wer wen umbringt und wer mit wem ins Bett geht …; es sind quasi Einwegbücher”, und jene, die sich gegen den Konsum sperrt: Letztere sei “die nachhaltigste Form menschlichen Gedächtnisses”.

Wie reagieren die Marktführer der jüngeren Literatur auf private Fragen nach dem, was Liebe ist, und nach ihrem persönlichen Selbstverständnis?

Für Julia Franck gehört zur Liebe “Zugehörigkeit und Toleranz, Spiel und Zärtlichkeit, zwischen Mann und Frau unweigerlich Erotik, Vertrauen.” All diesem hält Michael Lentz entgegen, dass “das Gebrauchsvokabular der Liebe” beschränkt sei, und Zaimoglu beteuert impulsiv: “Ich weiß wirklich nicht, was Liebe ist

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