“Immer gegen den Strom schwimmen”
admin | Posted 07/09/2007 | Biografien | Keine Kommentare »
"Jim Morrison war gefährlich. Er war ein
intellektueller und künstlerischer Anarchist", schreibt der Rocksänger,
Autor und Schauspieler Henry Rollins im Vorwort zu "The Doors by The
Doors". Das am 15. September erscheinende Buch ist die erste und einzige
autorisierte Biografie der Gruppe.
"Nun, ich muss immer gegen den Strom schwimmen. Ich
fühle mich in der Mehrheit nicht wohl", wird der am 3. Juli 1971
verstorbene Morrison zitiert. Der opulente Band enthält alte und neue
Interviews, eine kommentierte Bandgeschichte und 500 Fotos.
Die Texte zu "The Doors by The Doors" verfasste
Ben Fong-Torres, der während seiner Tätigkeit für den "Rolling Stone"
zum Bandinsider geworden war. Der Musikjournalist beschreibt die Karriere, aber
auch die privaten Höhepunkte und Tiefschläge, er analysiert das Phänomen Doors
und beschäftigt sich mit dem Vermächtnis und dem Einfluss auf die
Popgeschichte. Nicht nur die Musiker, sondern auch die Familie von Jim Morrison
nehmen Stellung. Illustriert wird der Band mit klassischen Bildern und raren
Fotos aus den Archiven.
Die Geschichte der Doors begann Mitte der 60er Jahre an
einem Strand in Venice im US-Bundesstaat Kalifornien. Keyboarder Ray Manzarek
und seine Freundin wohnten dort in einer Einzimmerwohnung. "Es war, glaube
ich, nach dem Wochenende des 4. Juli", erinnert sich Manzarek. "Ich
saß am Strand, und wer spazierte ganz nahe am Wasser den Strand entlang? Jim
Morrison." Die beiden jungen Männer kannten sich von der Filmhochschule,
kamen ins Gespräch und spielten kurz darauf die ersten Songs ein. Das war die
Geburtsstunde von The Doors.[pagebreak]
Im November 1966 veränderte sich die Welt der Band: Man
hatte sich einen Namen gemacht und das erste Album aufgenommen. Morrison wurde
rasch zur Ikone. "Ich war ein wenig eifersüchtig auf die ganze
Aufmerksamkeit der Frauen, die Jim bekam", schildert Drummer John
Densmore. "Aber ich erkannte auch schnell, dass das helle und heiße
Scheinwerferlicht, das auf den Sänger strahlte, auch in gewisser Weise gefährlich
war. Ich stand am Rand, deshalb habe ich mich nur … ein wenig
angesengt."
Morrison dagegen zog die Skandale an sich. Fong-Torres
berichtete über die Entstehung der wichtigsten Songs der Doors ebenso
ausführlich wie über die Exzesse des Frontmans, ohne die man die Entwicklung
der Band gar nicht nachvollziehen kann. Alkohol, Drogen und Ausschweifungen
prägten das Leben des Jim Morrison. Legendär ist ein Auftritt, bei dem sich der
Sänger entblößt haben soll. "Unsere Platten wurden verbrannt, nur noch
wenige der Top-40-Sender spielten sie", so Gitarrist Robby Krieger. Einen
Schwerpunkt im Buch nimmt der mysteriöse Tod des Sängers in Paris ein.
Dem Leser wird mit "The Doors by The Doors" eine kompakte
Abhandlung einer spannenden Bandgeschichte geboten. Große neue Enthüllungen
bleiben aus, die Interviews sind allerdings ebenso unterhaltsam wie informativ.
Fans werden sich über die vielen tollen Bild-Dokumente freuen. (APA)