Löffelstöre in Leipzig

admin | Posted 19/09/2007 | Belletristik | Keine Kommentare »

Kathrin Aehnlich (Foto: Christine Eisler/transit)


Ein Freundschaftsroman übers Leben, Lieben und Sterben im Vor- und Nachwende-Leipzig – ein Fest der Ironie!



Auch 2007 scheint eines der literarischen Lieblingsthemen deutscher Autoren die Familie zu sein.


Kathrin Aehnlich, eine Leipziger Hörfunk- und Fernsehjournalistin, pariert diese Mode mit einem Freundschaftsroman. Und zwar einem ganz wunderbaren, sehr anrührenden, zutiefst menschlichen und psychologisch erstaunlich tiefem Buch.



Skarlet

-

auf

dem

K bestand die

Mutter, das fehlende zweite

T verdankt

sich

der Rechtschreibschwäche der

Hebamme – und Jean-Paul, kurz: Paul genannt, kennen

sich seit Anfang der sechziger Jahre, seit der gemeinsamen Zeit im

Kindergarten in ihrer Heimatstadt, die unschwer als Leipzig auszumachen ist.



Nun,

es ist das Jahr 2005, stirbt Paul mit Mitte Vierzig an Krebs. Sein Sohn ist gerade einmal ein Jahr alt. Und Skarlet lässt in den Tagen zwischen dem Empfang der Todesnachricht und der Beerdigung des Freundes das gemeinsame Leben Revue passieren: die terrorisierend-brutale sozialistische Kindergärtnerin, ihr beider schwieriges Vaterverhältnis, das von beiden gepflegte Außenseitertum, die Studentenzeit – fast wurden sie von der Universität relegiert -, die Wende 1989 und dann ihre Tätigkeiten danach: Skarlet wird Pressesprecherin des Leipziger Zoos und Paul Betreiber eines Programmkinos, ihre Reisen, ihre Lieben, ihre Sehnsüchte.



Kathrin

Aehnlich verharrt keineswegs bei Melancholischem oder bei Nostalgischem. Ihre Tonlage ist vielmehr eine ganz leichte, eine verblüffend zielsicher eingesetzte pointierte Ironie. Viel Humor ist hier zu finden, auch in einer skurrilen Tonlage, wenn etwa der Direktor des Zoos, dessen Spezialgebiet die Löffelstöre sind, eine seltene Fischart aus dem Amazonas, als Trost der Trauernden einzig den bedeutsamen Satz mitgibt: “Alle sterben, auch die Löffelstöre.”



Weder

Denunziation noch einen starr missgelaunten versteinernden Basiliskenblick kultiviert die 1957 geborene Kathrin Aehnlich.



Ganz im Gegenteil: Sie, die 1988 das Schriftstellerstudium am Deutschen Literaturinstitut Johannes R. Becher abschloss (mit einem Kinderbuch, das erst zehn Jahre später veröffentlicht wurde), erweist sich als mitreißende, tiefgründige und ungemein treffende Charakterschilderin. Eine wichtige schöne Entdeckung einer viel versprechenden Autorin. Ein ergreifendes Buch. Ein beeindruckendes erzählerisches (Halb-)Debüt.



Das Buch:





Kathrin Aehnlich: Alle sterben, auch die Löffelstöre. Arche Verlag, Hamburg und
Zürich 2007





Kathrin Aehnlich auf Lesereise:



24. 10. Schwäbisch Gmünd, Stadtbibliothek


25. 10. Gilching bei München, Buchhandlung LeseLust


02. 11. Chemnitz, Tietz-Café


07. 11. Bremen, Buchhandlung Franz Leuwer


08. 11. Bordesholm, Café Savoy


14. 11. Lüneburg, Das Buch


15. 11. Pinneberg, Drostei

Share and Enjoy:
  • Print
  • Digg
  • Sphinn
  • del.icio.us
  • Yahoo! Bookmarks
  • Facebook
  • Mixx
  • Google Bookmarks
  • Blogplay
  • LinkedIn
  • StumbleUpon
  • Twitter
  • RSS

Kommentar verfassen

Connect with Facebook

Leseprobe

Related Posts

  • No Related Post