Weltkarriere deutscher Bücher
admin | Posted 26/09/2007 | Preise und Events | Keine Kommentare »
Weltweit interessieren sich Leser zunehmend für deutsche
Bücher. Vor allem in europäischen Nachbarländern und Fernost wird Literatur
"made in Germany" geschätzt. Auf dem englischsprachigen Buchmarkt
allerdings haben es deutsche Autoren nach wie vor schwer, Fuß zu fassen.
Bei der Entwicklung ihrer Auslandslizenzen stellen viele
deutsche Verlage eine erhebliche Steigerung fest. So hat das Münchner
Verlagshaus Droemer Knaur seine Lizenzen seit 1999 mit 167 im vergangenen Jahr
weit mehr als verdoppelt. Der Verlagskonzern Random House (München), der
Hamburger Verlag Hoffmann und Campe, der Zürcher Diogenes Verlag und die
Verlagsgruppe Luebbe in Bergisch Gladbach beobachten ebenfalls ein wachsendes
Interesse an deutschen Titeln. "Auslandsverlage sind gegenüber deutschen
Büchern etwas aufgeschlossener", konstatiert auch Iris Brandt, die im
Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch für Auslandsrechte zuständig ist.
"Dennoch wird keinesfalls wahllos gekauft."
"Deutsche Autoren schreiben nicht mehr so kopflastig
und schlichtweg unterhaltender als früher", begründet Elke Fuhrmann von
Luebbe den Erfolg jenseits der Grenzen. "Das kommt wesentlich besser im
Ausland an." Brandt sieht als Kriterien für den Erfolg im Ausland:
"Der Blickwinkel darf nicht zu deutsch und der Umfang nicht zu groß
sein."
Valerie Schneider (Hoffmann und Campe) glaubt hingegen, ein
zunehmendes Interesse an deutschen Themen festzustellen. Dies habe sich auch bei
Filmen wie dem Oscar-gekrönten Streifen "Das Leben der Anderen"
gezeigt. Chancen hätten Romane mit einer außergewöhnlichen Idee und
allgemeingültigen Themen. Und übersetzte Bestseller wie Daniel Kehlmanns
"Die Vermessung der Welt" (Rowohlt Verlag) tun ein Übriges, das
Interesse an Werken weiterer deutscher Autoren zu wecken. Auch setzen viele
Verlage heute auf Agenturen im Ausland, die dort die Lizenzen anbieten. Droemer
Knaur etwa hat sein Agenturnetz in den vergangenen Jahren gezielt ausgebaut.
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Besonders gut kommen im Ausland Bestseller, Memoiren und
historische Romane an, meint Patricia Kessler von Droemer Knaur. Globale
Geschäfte lassen sich nach Angaben einiger Verlage auch mit Sachbüchern und
Klassikern machen. Vor allem in Osteuropa und Asien liest man gern Ratgeber und
wirtschaftliche Analysen, beobachtet Berit Böhm von Random House. Die
europäischen Nachbarn – Franzosen und Spanier etwa – vertieften sich auch mal
in belletristische Werke.
Auf dem US-Markt jedoch ist die deutsche Literatur nach
einem Bericht des Fachmagazins "Börsenblatt" so gut wie nicht
vorhanden – abgesehen von Bernhard Schlinks "Der Vorleser" und der
Resonanz auf die Bücher des 2001 in England gestorbenen Autors W. G. Sebald.
Ohnehin seien nur rund drei Prozent der dort erscheinenden Bücher
Übersetzungen. Aber auch ein anderes Problem macht es den Büchern deutscher
Autoren im Ausland schwer: "Immer weniger Lektoren können deutsch
lesen", weiß Iris Brandt. (Susanna Gilbert-Sättele, dpa)