Die unbekannten Europäer im Wiener Volkskunde-Museum
admin | Posted 29/10/2007 | Preise und Events | Keine Kommentare »
Eine Reise in Bildern unternehmen der Fotograf Kurt
Kaindl und der Essayist Karl-Markus Gauß – diesmal nicht in einem Buch, sondern
in einer Ausstellung. Der Weg führt von Schweden bis nach Kalabrien, von
Mazedonien bis ans Schwarze Meer.
Während die Sorben dank des Romans "Krabat" von
Ottfried Preußler zumindest im deutschsprachigen Raum eine gewisse Bekanntheit
erlangt haben, dürfte dies für viele der ebenfalls in der Ausstellung des
Österreichischen Museums für Volkskunde präsentierten europäischen Minderheiten
nicht zutreffen. Nicht umsonst nennt sich die am vergangenen Freitag eröffnete
Ausstellung mit Bildern von Kurt Kaindl und Texten von Karl-Markus Gauß
"Die unbekannten Europäer".
Die Idee, auf den Spuren der europäischen Minderheiten zu
reisen, hatte der Salzburger Essayist Karl-Markus Gauß im Jahr 1999. Gauß und
Kaindl betrachten die Minderheiten im Kontext eines immer weiter wachsenden
Europas und der damit verbundenen Frage nach nationaler Identität "als
Avantgarde des neuen Europa". Diese oft ebenso kleinen wie alten Völker
demonstrierten demnach, wie man Sprache und Kultur trotz schlechter
Rahmenbedingungen am Leben erhalten könne.
Durch ganz Europa sind sie gereist, von den Arbereshe im
süditalienischen Kalabrien bis zu den in Schweden lebenden Assyrern, von den
Aromunen in Mazedonien zu den Schwarzmeerdeutschen. Dabei legten sie stets Wert
darauf, "gemeinsam zu erleben, aber in getrennten Medien zu
publizieren", wie Kaindl erklärt. Während er mit dem Fotoapparat keine
Schwierigkeiten hatte, auf die Menschen zuzugehen, hatte es Gauß mit seinem
Notizblock ungleich schwerer: "Die Leute glaubten, ich komme von der
Finanzpolizei."
Die bis zum 23. März laufende Ausstellung sei "im Österreichischen
Museum für Volkskunde perfekt platziert", wie seine Direktorin Margot
Schindler erklärte. Stets habe das Museum auch den Rändern Europas
Aufmerksamkeit geschenkt, wobei diese Ränder nicht immer an den geografischen
Grenzen des Kontinents zu suchen seien. Im Lauf ihrer Erfahrungen, die bereits
in einigen Büchern nachzulesen sind, bemerkten Gauß und Kaindl, "wie
verschieden und doch wie gleich" die Minderheiten sind. (APA/eg)
"Die unbekannten Europäer", Ausstellung
im Österreichischen Museum für Volkskunde, 26. Oktober bis 23. März 2008,
Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr