Florida, Totenfeld
admin | Posted 29/10/2007 | Krimis | Keine Kommentare »
Michael Gruber zeigt mit "Das Totenfeld", dass er einer der großen Thrillerautoren der Gegenwart ist
Metaphysischer Thriller – das klingt vielleicht und mehr als nur ein bisschen widersprüchlich, ja fast widersinnig.
Nicht so bei dem heute in Seattle lebenden, 1940 geborenen Michael Gruber, einem studierten Meeresbiologen, der lange in Bundesministerien arbeitete und auch als Redenschreiber für Bill Clinton tätig war.
Als Gruber 2003 den ersten Roman unter seinem eigenen Namen veröffentlichte (“Wendekreis der Nacht”) – zuvor hatte er als recht frustrierter Ghostwriter für seinen Cousin Robert K. Tenenbaum 15 Kriminalromane verfasst -, war das Erstaunen groß. Sehr clever war dieser rasante Thriller um einen Serienmörder und dämonische Kulte konstruiert, die Spannung war groß, die Charaktere interessant, sympathisch und facettenreich, vor allem die Hauptfigur, der kubanischstämmige Polizist Jimmy Paz aus Miami.
Paz ist auch die Hauptfigur in Grubers Zweitling, dem Mittelteil einer Trilogie, in dem es wieder um Metaphysisches, Wahn und Zweifel, um Macht, Gier und Mord geht. Hat die von Wahnvorstellungen Emily Dideroff tatsächlich den sudanesischen Waffenhändler aus einem Hotel in Miami gestürzt? Und sind es wirklich Wahnvorstellungen, ist die ausführliche Erzählung ihres Lebens Fiktion?
Eine Vielzahl psychologisch sehr genau gezeichneter Charaktere treten im Zug der Ermittlungen auf. Gruber schreibt witzig, anspielungsreich und hochliterarisch.
Ohne Zweifel ist dies einer der fünf, sechs unbedingt lesenswerten Spannungsromane dieses Jahres.
Man kann nur hoffen, dass der auf Englisch erschienene dritte und Jimmy-Paz-Abschlussband “Night of the Jaguar” (2006) möglichst rasch auch auf Deutsch erhältlich sein wird.
Michael Grubers “The Book of Air and Shadows