Das Leben der Detektive

admin | Posted 05/11/2007 | Krimis | Keine Kommentare »

Julian Barnes (Foto: Christine Boyd)

Arthur Conan Doyle und Sherlock Holmes werden in einem sachbuchhaften Roman und in einer fiktionalen Biographie lebendig

Alles erfunden? Oder doch real? Und tatsächlich überliefert?

Julian Barnes freute sich diebisch, wie er in einem Interview bekannte, über die erste Reaktion seines englischen Verlegers. Nachdem dieser das Manuskript seines Buches “Arthur & George” zu Ende gelesen hatte, meldete er sich, so berichtete es Barnes, bei ihm und stellte als erstes die Frage: “Das ist doch alles erfunden, oder?”

Doch dass Arthur Conan Doyle (1859-1930), der Erfinder einer der wohl bekanntesten Figuren der Weltliteratur, des beratenden Londoner Detektivs Sherlock Holmes, selber einmal als Detektiv in einen Kriminalfall eingriff, ist kaum bekannt.

Mit nur wenigen Sätzen ging Doyle, in den 1920er Jahren der wohl bestbezahlte Schriftsteller der Welt, 1924 in seiner Autobiographie “Memories and Adventures” auf den Fall George Edalij ein. Dieser junge Anwalt wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in der englischen Grafschaft Staffordshire wegen der Tötung von Rindern verurteilt und nach drei Jahren aus der Haft entlassen.

Nach seiner Freilassung wandte er sich 1907 an Doyle, um seinen Prozess neu aufzurollen und seine Unschuld nachzuweisen. Denn allzu parteiisch waren von vornherein Zeugeneinvernahmen gelenkt worden und die polizeilichen Untersuchungen verlaufen. Nicht zuletzt deshalb, weil Edalij indischer Herkunft war.

Doyle gelang es mit zahlreichen Petitionen, Gutachten und Verweisen auf die grotesk fehlerhafte Kette der von der Staatsanwaltschaft vorgelegten Beweise und Aussagen, den Juristen, der sich auf Verkehrsrecht spezialisiert hatte, von aller Schuld reinzuwaschen.

Lange sei Barnes eigener Aussage zufolge unsicher gewesen, für welche Form er sich entscheiden solle – für einen Roman mit historisch abgesicherten Realitätspartikeln oder für ein Sachbuch mit romanhaften Einsprengseln. Er entschied sich für eine fesselnde Charakterstudie des Autors Doyle vor kriminalistischem Hintergrund. Vor allem aber für einen fesselnden, raffinierten Stil. Barnes schreibt ganz leicht, täuschend unangestrengt und dabei doch den Zeitläuften präzise entsprechend. Solches ist man von dem 1946 geborenen Londoner, der die kurze Form der Erzählung ebenso elegant gemeistert hat wie er Krimis, eine Hommage ans Kochen, einen satirischen und einen Bildungsroman und eine Beziehungskomödie in Dialogform vorlegte, bereits gewohnt. Doch hier erreicht sein ganz durchsichtiger Stil neue Höhen.

Auf die Bemerkung, Doyle sei, als obsessiver Sportler wie als Mann und als Suchender – am Ende seines Lebens huldigte er einem skurrilen Spiritualismus, was Barnes schön schildert -, der paradigmatische Viktorianer gewesen, entgegnete Barnes in einem Interview: “

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