Hören, wann der Braten gar ist

admin | Posted 25/02/2008 | Autoren | Keine Kommentare »


Bill Bufords einjähriger Selbstversuch als Küchensklave eines Nobelrestaurants – ein Buch, das Hunger macht.

Es beginnt ganz harmols. Bill Buford, angesehener und mächtiger Literaturredakteur des "New Yorker", lädt einige Freunde zu einem Abendessen in sein Heim. Unter den Gästen ist auch Mario Batali, Chef des "Babbo", eines der schicksten und besten italienischen Restaurants in New York. Von Batalis Erscheinen wusste Buford allerdings nichts; wohl niemand, su mutmaßt er im Nachhinein, würde einen der besten Köche der Stadt zu einem Abendessen am heimischen Herd einladen. Doch Batali kommt als Begleitung eines Freundes – und Buford hat nichts dagegen.

Natürlich reißt der Italiener gleich den Löffel an sich und demonstriert, was es heißt, wirklich gut zu essen. Sein fein geschnittener Lardo überzeugt schnell – und Buford lässt es sich gut gelaunt gefallen, nun selbst bedient zu werden. Und es reift ein Entschluss in ihm, den er alsbald in die Tat umsetzt. Er will, obwohl selbst nicht unbedarft, das Kochen noch einmal ganz neu lernen – als unbezahlter Küchensklave Marios.

Er schmeißt seinen Job und fängt an, Gemüse zu putzen, die Böden zu wischen und überhaupt alle niedrigsten Tätigkeiten zu verrichten, ohne die es in keinem Restaurant der Welt vorwärts geht. Bald beherrscht er alle Techniken im Schlaf, irgendwann kann er sogar hören, wann der Braten gar ist.

Buford arbeitet natürlich längst wieder beim New Yorker, doch sein Jahr in der Küchenhölle hat sich für ihn gelohnt. Und für die Leser: "Hitze" ist weit mehr als die Abenteuererzählung eines Selbstversuchs. Es ist ein Ausflug in die höchsten Sphären der Kulinaria, die Hunger auf mehr macht, die einen reizt, sofort selbst zum Kochlöffel zu greifen. Ein leckeres Buch.

Bill Buford: Hitze, Hanser, 384 Seiten, 24,90

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