Das wilde Tier des Rock’n'Roll

admin | Posted 30/04/2008 | Autoren | Keine Kommentare »

Zwar nimmt Lou Reed den Titel für sich in Anspruch, doch das wahre Rock’n'Roll Animal bleibt sein Kollege Iggy Pop.

"Und dann war da noch Iggy. Iggy, der Unzerstörbare, der sich wie ein Staubsauger alles an Drogen reinzog, was ihm vor die Nase kam. Iggy, der im Verlauf der letzten Monate schon mehrfach von seinem Tourmanager bewusstlos auf die Bühne geworfen und vor zwei Tagen von einer Horde Rocker zusammengeschlagen worden war und sie trotzdem aufgefordert hatte, im Michigan Palace vorbeizukommen."

So fasst der Musikjournalist Paul Trynka sowohl die verfasstheit des Iggy Pop als auch die Atmosphäre zusammen, die bei den Auftritten seiner Band The Stooges in den späten 60er und frühen 70er Jahren geherrscht hat. Iggy, der Unkaputtbare, das Stehaufmännchen des Rock.

Denn hingefallen, ganz am Boden war der als James Osterberg 1947 in Muskegon, Michigan geborene Pop schon oft in seinem wechselvollen Leben. Den Tiefpunkt hatte er zweifelsohne 1975 erreicht. Die Band war aufeinandergefallen, die Drogen hatten endgültig die Oberhand gewonnen. Da war es David Bowie, der diesen dünnen kleinen Kerl in Los Angeles wiedertraf – und ihm, wie schon 1972, abermals aus der Patsche half. Sie ziehen nach Berlin und Iggy Pop erlebt seine vielleicht kreativste Phase. "China Girl" erscheint auf seinem zusammen mit Bowie produzierten "The Idiot" und der Song "The Passenger" – seitdem in zahllosen Werbespots eingesetzt – enthob ihn seiner finanziellen Sorgen.

Heute gibt es kaum eine Alternative-Rockband, die sich nicht auf Iggy Pop und seine Stooges beruft – seien es Sonic Youth, die Red Hot Chili Peppers oder die White Stripes. "Raw Power" aus dem Jahre 1973, so heißt es, war Kurt Cobains absolute Lieblingsplatte.

Paul Trynka hat eine geradezu vorbildliche Rock-Biografie über einen Mann geschrieben, der auch heute noch über die Bühnen tobt als sei er 20. Nur die Glassplitter, die er sich früher gerne in seinen Körper gerammt hat, die lässt er heute zu Hause.

Paul Trynka: Iggy Pop, Rogner & Bernhard, 528 Seiten, 29,90

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