Wo Pariser schlimmer sind als Engländer
admin | Posted 16/04/2008 | Uncategorized | Keine Kommentare »Lob des Südens: Der englische Provence-Kenner Peter Mayle schreibt über die Freuden der Provence.
Wo ist die überhaupt, die Provence? So ganz genau weiß Peter Mayle das auch nicht, aber da befindet er sich in guter Gesellschaft. Selbst die Südfranzosen, so weiß er, sind sich nicht ganz sicher. Im Gegenteil, manche machen sich einen zünftigen Spaß daraus, um die geographischen Eckpunkte zu streiten: zwischen Montélimar im Nordwesten und Menton im Südosten? Oder doch enger umrissen, sagen wir mal zwischen Nîmes im Westen und Castellane im Osten? Wie auch immer, irgendwo dazwischen findet man sicherlich das gelobte Land.
Mayle, 69-jähriger Engländer aus Oxshot, lebt seit 1975 in der Provence. Und er lebt dort wie ein kleiner Gott in Frankreich, verkauften sich seine Romane "Mein Jahr in der Provence" und "Toujours Provence" millionenfach. In seiner neuen Veröffentlichung beschreibt er in alphabetischer Reihenfolge die Eigenarten, lukullischen Genüsse, Landmarken, die seine Wahlheimat auszeichnen – von Aioli bis Francois Zola. Seine Beobachtungen und Erklärungen sind dabei durchweg anekdotischer Natur und immer amüsant. So zum Beispiel das Kapitel über die Pariser, die bei den Einheimischen ein größeres Naserümpfen provozieren als die Engländer, die doch eigentlich dafür bekannt sind, auf der ganzen Welt süffisantes Lächeln hervorzuzaubern. Pariser beschweren sich beim Bürgermeister eines Dorfes über den Lärm der Zikaden. der Dorfchef, ganz Filou, sagt, er setze das Thema auf die Tagesordnung des Gemeinderats. Als der Pariser im Winter zurückkehrt, ist er glücklich über die Ruhe und dankt dem Bürgermeister – nicht wissend, dass Zikaden im Winter schlafen.
Ob Knoblauch, Trüffel, die eigene provenzalische Sprache oder weihnachtliche Traditionen – Mayle erzählt so farbig und gemütlich, dass man am liebsten gleich die Koffer packen will. Hm, warum eigentlich nicht? Die Provence Anfang Mai ist überaus reizvoll, wie der Autor dieser Zeilen aus eigener Erfahrung weiß. Die Sträucher blühen, Lavendel duftet, und die Preise sind weitaus niedriger als in der Hochsaison. So günstig, dass man sich sogar ein paar Übernachtungen in Saint-Tropez leisten kann. Und dort ist es noch immer schöner als man denkt.
Peter Mayle: Die Melonen des Monsieur Dumas, Blessing, 418 Seiten, 17,95