Es leuchtet
admin | Posted 22/06/2008 | Autoren | Keine Kommentare »
Peter Stamm und Silvio Huonder begeistern mit kurzen Geschichten, die es in sich haben.
Bemerkenswert leicht schreibt Peter Stamm in “Wir fliegen” über stille Augenblicke. Er findet Worte über das Schweigen. Silvio Huonders Geschichten in “Wieder ein Jahr, abends am See” sind dagegen hitziger, nervöser gestaltet, sie rücken einem auf verschwitzte Art und Weise nah. Das gleissende Licht, in dem seine Helden stehen, führt zum Sonnenbrand, man verbrennt sich leichter.
Hier ist kaum Trost. Während Stamm Schutzräume errichtet, reisst Huonder ganze Leben nieder, und auf das grosse Glück folgt immer
wieder die unausweichliche Katastrophe. “Es war Glück, das sich wie Unglück anfühlte”, denkt der zurückgewiesene Junge, während er im Schwimmbad durch das Gras streift. “Männer und Knaben” heisst diese Geschichte von Peter Stamm, in der ein Bub von grosser Pubertätsmelancholie erfasst wird:
“Wenn er mit anderen zusammen war, hatte Lukas immer das Gefühl, als schlössen sich seine Poren, er fühlte sich klein und war sich seines Körpers fast schmerzhaft bewusst.” Allein wenn sein Schwarm Franziska am Beckenrand steht, lächelt, fühlt sich Lukas ein bisschen angenommen. “Er wollte sie umarmen, aber er wusste nicht wie.” Er schleicht sich in die leere Frauenkabine, als berge sie das unfassbare Geheimnis um Franziska. Dann schleicht er sich wieder hinaus, nackt, schutzlos, verwirrt, unverrichteter Dinge. Allein seine Badehose hat er dort, im verbotenen Raum, vergessen.
Lukas wird Franziska nicht bekommen. Peter Stamm schreibt das nicht explizit, er lässt diesen Sommertag sanft verstreichen, ausklingen. Aber man kann spüren, wie sehr der junge Mann leidet. Wer “Wir fliegen” zur Hand nimmt, muss sich unweigerlich öffnen, sensibel werden wie die Helden in den Geschichten.
Er muss sich fügen, sich auf das gezeigte Leben einlassen. Eine Frau heiratet einen Mann, “der sie mehr liebte als sie ihn”, doch