Céline fand’s scheußlich
admin | Posted 18/07/2008 | Autoren | Keine Kommentare »Der große alte Frankreich-Kenner Georg Stefan Troller zeigt uns sein Paris.
Für seine aktuelle Untersuchung der französischen Hauptstadt hat der Frankreich-Kenner Troller 400 Orte aufgesucht, die dem normalen Paris-Reisenden mit Sicherheit verborgen blieben und die selbst dem frankophilen Paris-Kenner eher unbekannt sind.
Wie zum Beispiel die Passage Beresina, die der große verachtete Louis-Ferdinand Céline in seinem Weltbestseller "Reise ans Ende der Nacht" als "scheußlicher als jeder Knast" beschrieb. Das war allerdings 1932 und Troller weiß, dass es "angesichts dieser braven Butiken schon allerhand Phantasie gehörte", um diese Einkaufsgasse seiner Kindheit so zu schmähen.
Da kommt man ja nicht hin, das steht ja nicht im Reiseführer – diese Hindernisse räumt der 87-Jährige eloquent und mit spitzer Feder aus dem Weg. Dabei bedient er sich oft einer intelligent heutigen Sprache, die sein Alter nicht vermuten lässt und doch nicht gewollt jugendlich daherkommt. Etwa wenn er über den Nachtclub "Le Dépôt" im dritten Arrondissement berichtet: "Oben eine softe Tanzfläche, unten im Keller wird’s schon harder." Solche Zugeständnisse sind natürlich dem Sujet geschuldet, an anderen Orten bleibt Troller seinem konservativen Understatement treu.
Der Mann kennt seinen Wohnort, er liebt ihn und lädt ein, Paris mal mit seinen Augen zu sehen. Für den nächsten Paris-Aufenthalt unbedingt einstecken!
Georg
Stefan
Troller:
Paris geheim,
Artemis
&
Winkler,
300
Seiten,
19,90