Schriftsteller Nicolaus Sombart gestorben
admin | Posted 06/07/2008 | Autoren | Keine Kommentare »
Der Soziologe und Schriftsteller Nicolaus Sombart ist im Alter von 85 Jahren bei Straßburg gestorben.
Er war Gründungsmitglied der Gruppe 47 und entwarf gemeinsam mit
Alfred Andersch und Hans Werner Richter die Zeitschrift "Ruf".
Nicolaus Sombart wuchs als Sohn des renommierten Soziologen und Professors für Nationalökonomie Werner Sombart in Berlin-Grunewald auf. Während seiner Schulzeit in den 1930er Jahren fungierte Carl Schmitt, der gesellschaftlich im Elternhaus verkehrte, als Sombarts Mentor.
Von 1942 bis 1945 war Sombart Soldat. Zu Kriegsende geriet er in englische Kriegsgefangenschaft. Nach 1945 studierte er Philosophie, Staatswissenschaften und Kultursoziologie in Heidelberg, Neapel und Paris. 1950 schloss er das Studium ab und promovierte bei Alfred Weber mit einer Dissertation über "Die geistesgeschichtliche Bedeutung des Grafen Henri de Saint-Simon".
1954 wurde er Beamter beim Europarat in Straßburg. Er nahm Lehraufträge an den Universitäten Ulm, Freiburg/Br. und Wuppertal wahr, veröffentlichte Artikel, Reisebücher und Gedichte. 1977 wurde er Mitglied des PEN-Clubs. 1984 ging er als Leiter der Kulturabteilung des Europarats in Pension.
Ab 1982 war Sombart Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin, 1983 bis 1987 war er Lehrbeauftragter an der Freien Universität Berlin, wo er über die Geschichte und Gesellschaft im Wilhelminischen Deutschland vortrug. Seither lebte er als freier Schriftsteller in Berlin-Wilmersdorf, wo er seit 1985 jeden Sonntag Nachmittag als jour fixe einen Salon veranstaltete.
Als Mensch hat er viele fasziniert, weil er den Traum vom selbstbestimmten Leben des kultivierten Intellektuellen so träumte, dass man ihn mitträumen konnte. Jetzt ist er, nach langer schwerer Krankheit, in einer Straßburger Klinik im Alter von 85 Jahren gestorben.
Er veröffentlichte mehrere autobiographische Bände: "Jugend in Berlin 1933-43" (1986), "Pariser Lehrjahre 1951-54. Leçons de Sociologie" (1994) und "Rendezvous mit dem Weltgeist. Heidelberger Reminiszenzen 1945-51" (2000), zuletzt "Rumänische Reise. Ins Land meiner Mutter".
"Rumänische Reise. Ins Land meiner Mutter"
von Nicolaus Sombart
Die "Rumänische Reise" wird für Nicolaus Sombart zu einer Reise in das Leben seiner Mutter, Corinna Léon.
Anlaß der Reise ist eine Einladung zu einer Internationalen Konferenz für Zukunftsforschung in Bukarest im Jahr 1972. Er soll einen Vortrag über den utopischen Revolutionär Charles Fourier halten. Ganz im Sinne Fouriers steht die Reise auch im Zeichen einer exzentrischen Liebesbeziehung.
Im Zentrum aber steht die Geschichte seiner Mutter und seines Großvaters, der bürgerlichen Großfamilie, die Sombart als kleiner Junge in den zwanziger Jahren bei Besuchen in Rumänien mit seinen Eltern noch erlebt hatte und in euphorischer Erinnerung hielt. Er begegnet Freunden und Verehrern seiner Mutter, besucht Cousinen und Cousins – und erfährt schließlich den wahren Grund der plötzlichen Flucht seiner Mutter aus Rumänien: das Geheimnis einer tragischen Liebe. Der dritte Band seiner autobiographischen Trilogie.