Die Frankfurter Buchmesse ehrt die “Beste internationale Literaturverfilmung”
admin | Posted 20/10/2008 | Preise und Events | Keine Kommentare »
"Gomorrha" ist die "Beste internationale Literaturverfilmung". Erstmals
vergibt die Frankfurter Buchmesse die Auszeichnung an den Autor und den
Regisseur.
Im Rahmen der Gala zum Hessischen Filmpreis hat die Frankfurter Buchmesse Freitag Abend in der Alten Oper Frankfurt den italienischen Episodenfilm "Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra" mit dem Preis für die "Beste internationale Literaturverfilmung" ausgezeichnet.
Erstmals in der Geschichte des von der Buchmesse gestifteten Preises werden sowohl der Autor des Buches, Roberto Saviano, als auch der Regisseur, Matteo Garrone, gewürdigt. Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff wird als Laudator auftreten.
Mit "Gomorrha" hat sich die Jury um die Frankfurter Buchmesse auch in diesem Jahr wieder für einen Film mit besonderer gesellschaftspolitischer Brisanz und Aktualität entschieden.
Der Film spiegelt eine grausame und ernüchternde Realität, in der das organisierte Verbrechen der Camorra längst nicht mehr nur regional agiert, sondern sein Netz bereits fest über die ganze Welt gespannt hat.
Drogen, Giftmüll, Verrat, Mord und Kapitalströme in einem Vorort von Neapel werden in einen globalen Zusammenhang gestellt.
"Die kraftvolle Erzählweise des Films bleibt wie die der literarischen Vorlage authentisch und unsentimental – das macht sie umso bewegender", begründet Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, das Votum der Jury. "Die literarische Vorlage wird mit den Mitteln und Gesetzmäßigkeiten des Films virtous umgesetzt", so Boos weiter.
Die Grenzen zwischen Dokumentar- und Spielfilm sind in "Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra" ebenso fließend wie die der journalistischen Reportage und dem Roman in der Buchvorlage.
Die Inszenierung an Originalschauplätzen und der Einsatz einer Handkamera verleihen dem Film dokumentarischen Duktus.
Die fünf Einzelschicksale, die im Zentrum des Films stehen, stehen auch am Ende für sich.
Der Film gibt keine Auflösung, keine Erklärung: Er liefert lediglich einen Ausschnitt der Realität, die er wie der Reportageroman von Saviano zum Thema macht.
Diese Verbindungen zwischen Film und Buch, und nicht zuletzt die Tatsache, dass neben vier weiteren Autoren auch Regisseur Matteo Garrone und der Buchautor Roberto Saviano selbst an dem Drehbuch beteiligt waren, bewog die Jury dazu, den Preis erstmals aufzuteilen.
Seit zwei Jahren hält sich das Erstlingswerk des jungen italienischen Autors an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten.
Allein in Italien verkaufte sich das Buch, erschienen bei Mondadori, 1,8 Millionen Mal, in Deutschland kletterte der Titel direkt auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste.
Auch der Film erreichte in Italien beachtliche Einspielergebnisse. Bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes war er für die Goldene Palme nominiert und wurde mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet.
Aktuell geht er für Italien ins Rennen um den Oscar in der Rubrik "Bester Ausländischer Film". Saviano, der mit seinem Erstlingswerk schlagartig berühmt wurde, musste für seinen Erfolg zahlen: Seit Oktober 2006 steht er unter ständigem Polizeischutz und lebt im Untergrund.
Eine Tatsache, die ebenso berührt wie das Buch und der Film selbst.
Die Frankfurter Buchmesse ehrt seit 2004 mit der Auszeichnung "Beste internationale Literaturverfilmung" eine herausragende filmische Literaturadaption und verdeutlicht damit die enge Verbindung von Buch- und Filmbranche.
Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. 2007 wurde der Preis an den britischen Regisseur Michael Winterbottom für "A mighty Heart" vergeben.
Hier finden Sie eine Leseprobe von "Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra".
Und hier gibt es die Homepage zum Film mit Trailer und vielen Hintergrundinformationen.