Peter Härtling wird 75
admin | Posted 10/11/2008 | Autoren | Keine Kommentare »
Peter Härtling gehört zu den wichtigsten und populärsten deutschsprachigen Autoren
der Gegenwart. Zu seinem umfangreichen literarischen Werk zählen
Gedichte, Erzählungen, Romane, Kinderbücher und Essays. Am 13. November feiert Peter Härtling seinen 75. Geburtstag.
Er wurde bereits mit diversen Auszeichnungen (u. a. Bundesverdienstkreuz, Deutscher
Bücherpreis , Gerty-Spies-Literaturpreis, CORINE) gewürdigt.
Zum seinem 75sten Geburtstag schenkt uns Peter Härtling ein neues Buch.
In
seiner Erzählung vom Großvater O’Bär und seinem dreijährigen Enkel
Samuel gelingt Peter Härtling eine spielerische und anrührende
Verquickung von eigenem Erleben und literarischer Fiktion – und das
Porträt einer innigen Beziehung.
Nicht alle Schriftsteller haben eine Familie, aber die meisten. Schriftsteller schreiben nicht immer, aber meistens.
Wenn
ein Schriftsteller mal nicht schreiben kann, kann, sofern vorhanden,
die Familie der Ausweg sein, gerade wenn sie über mehrere Generationen
reicht und sich auch kleine Kinder darunter finden.
In diesem
Fall ist es Enkel Samuel, der die Sprache lernt, die dem Schriftsteller
zu fehlen scheint. Samuel findet und erfindet Wörter, liefert die
aberwitzigsten Silbensprünge und Bubenstreiche, und setzt seinen
Großvater in größtes Erstaunen.
Die überbordende Phantasie des
"kleinen Herrn" führt dem Großen die eigene Blockade vor Augen, die
sich durch Reisen zu Reden und Vorträgen längst nicht mehr durchbrechen
lässt.
Und so gibt es nur eine Lösung: Die wunderbar
inspirierenden Spannungen zwischen Kind und Greis, die wortbefreiende
Komik des Alltags und die innige Beziehung beider müssen erzählt
werden. Und der Enkel muss erfahren, wie wichtig er für den Großvater
geworden ist.
Das geschieht in fünf Briefen an Samuel, dem
Kernstück dieser warmherzigen Erzählung Peter Härtling gelingt ein
Kunststück: Aus der genauen Beobachtung des Verhaltens und Sprechens
eines Kleinkinds erschließt sich ihm ein Weg, von den großen Themen -
Liebe, Alter, Verantwortung, Tod – zu erzählen und den Leser dabei tief
zu berühren.
Peter Härtling wird am 13. November 1933 in Chemnitz als Sohn der Erika Härtling und des Rechtsanwalts Rudolf Härtling geboren.
Kurz darauf zieht die Familie ins nahe gelegene Hartmannsdorf und im Jahre 1942 weiter ins tschechische Olmütz (Olomouc).
1945 flüchten die Härtlings von dort ins niederösterreichische Zwettl, wo der junge Peter den Einmarsch der Roten Armee erlebt.
Im Juli des gleichen Jahres stirbt sein Vater im unweit gelegenen russischen Kriegsgefangenenlager Döllersheim – Mutter und Sohn erfahren zunächst nichts davon.
Noch in Zwettl wird Erika Härtling von einem russischen Offizier vergewaltigt. Zusammen mit Mutter, Schwester, Großmutter und Tante flüchtet Peter Härtling im Jahre 1946 weiter nach Westen – Endstation Nürtingen.
Dort begeht die Mutter im gleichen Jahr, nach Erhalt der Nachricht vom Tod des Vaters, Selbstmord.
Der lesehungrige Peter Härtling sucht und findet in Nürtingen väterliche Freunde: den Maler Fritz Ruoff, den Pfarrer Martin Lörcher und den (Deutsch-)Lehrer Erich Rall.
Während des Schulbesuchs lernt er seine spätere Frau kennen. Im Winterhalbjahr 1951/52 verläßt Peter Härtling das Gymnasium ohne Abschluß, weil ihm Haltung und Provokationen einiger Altnazi-Lehrer unerträglich werden.
Nach einem kurzen Aufenthalt in HAP Grieshabers "Bernsteinschule" beginnt er im August 1952 ein Volontariat bei der Nürtinger Zeitung.
In dieser Zeit erscheint sein literarisches Debüt: der kleine Gedichtband "poeme und songs" (1953). Ein Jahr später wird Härtling Redakteur bei der Heidenheimer Zeitung, Stationen im Feuilleton der Deutschen Zeitung (1956 bis 1962) in Stuttgart und Köln und bei der in Berlin herausgegebenen Zeitschrift "Der Monat" (ab 1964 Mitherausgeber) folgen.
Anfang 1967 wechselt er als Cheflektor zum Frankfurter S. Fischer Verlag, wo er im Jahre 1968 Sprecher der Geschäftsleitung wird.
Ende 1973 scheidet er aus dem Verlag aus und arbeitet seitdem als freier Schriftsteller, schreibt Prosa und Lyrik für Kinder, wie auch für Erwachsene.
In den Jahren 1965 und 1969 tritt Härtling im Rahmen des "Wahlkontors" öffentlich für Willy Brandts SPD ein, entwickelt Wahlkampfslogans, schreibt Reden.
1979 und 1980 beteiligt er sich aktiv am Widerstand gegen den Bau der "Startbahn West" am Frankfurter Flughafen. 1982 erhält er den Naturschutzpreis des Bundes für Umwelt und Naturschutz, 1995 wird ihm das Große Bundesverdienstkreuz verliehen.
Härtlings Reden und Essays gegen Fremde, Gewalt und Krieg sind Legion. Auch Universitäten und Hochschulen entdecken den Autor: So erhält er 1983/84 eine Gastdozentur für Poetik an der Universität Frankfurt am Main, wird Poetik-Dozent am Mozarteum in Salzburg, hält Vorlesungen an der Musikhochschule Karlsruhe und wird 1994 vom Land Baden-Württemberg zum Professor ernannt.
2001 wird er Doktor h.c. der Universität Gießen, im gleichen Jahr erhält er eine Dozentur von der Universität Dresden.
Härtling ist seit 1966 Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland, seit 1967 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur und seit 1968 Mitglied der Berliner Akademie der Künste – über zwanzig Jahre war er Direktor der dortigen Abteilung Literatur.
Der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt trat er 1982 bei. 1985 wurde Härtling für sechs Jahre als Vertreter der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in die Synode der EKD gewählt.
Für seine Verdienste um öffentliche Bibliotheken erhielt Härtling 1996 die Karl-Preusker-Medaille der Deutschen Literaturkonferenz.
Außerdem ist er Namensgeber für 15 Schulen. Die Peter-Härtling-Schulen sind in Aachen, Böklund, Düsseldorf, Estedt, Faßberg, Friedrichsdorf, Gaildorf-Eutendorf, Langenfeld, Mainz-Finthen, Remchingen-Wilferdingen, Riedstadt, Schleswig, Springe, Werl, Wuppertal.
Seit 1959 ist Härtling mit der Psychologin Mechthild Maier verheiratet; er hat vier erwachsene Kinder – Fabian, Friederike, Clemens und Sophie.