Van Goghs Ohr

admin | Posted 13/11/2008 | Uncategorized | Keine Kommentare »

Die Fakten scheinen allbekannt zu sein und -unumstößlich: In einem
Anfall von Wahnsinn hat sich Vincent van Gogh selbst ein Ohr
abgeschnitten.  Dass dies lediglich die Darstellung Paul
Gauguins und keineswegs die "reine Wahrheit" ist, belegen Hans Kaufmann
und Rita Wildegans mit ihrer kriminalistisch scharfsinnigen Revision
aller verfügbaren Quellen.

Am Ende ihrer Untersuchung stehen gänzlich neue, überraschende Schlussfolgerungen.

In "Van Goghs Ohr" berichten die Autoren Rita Wildegans und Hans Kaufmann über die kurze Lebensund Arbeitsgemeinschaft von Vincent van Gogh und Paul Gauguin im legendären "Atelier des Südens" in Arles (Oktober – Dezember 1888), die mit der Affäre um van Goghs abgeschnittenes Ohr ein abruptes Ende fand.

Sie zeichnen die Lebenswege und Entwicklung der beiden Künstler bis zu ihrer schicksalhaften Begegnung nach.

Eine besondere Rolle spielen die Ereignisse vom 23./24.12.1888, in deren Verlauf sich van Gogh nach gängiger Überlieferung im Wahn mit einem Rasiermesser selbst sein linkes Ohr – ganz oder teilweise – abschnitt.

Diese "Wahnsinnstat" hat die Fantasie der Zeitgenossen und der Nachwelt immer wieder zu Spekulationen über van
Goghs Krankheit angeregt und zugleich viel zur Berühmtheit des Künstlers beigetragen.

Allerdings ist die überlieferte Version der Geschehnisse eine unbewiesene Behauptung, die nachweislich auf Paul Gauguin zurückgeht.

Er aber war nach eigenem Bekunden bei der behaupteten Selbstverstümmelung gar nicht anwesend.

Van Gogh seinerseits hat nie klar bestätigt, sich selbst das Ohr abgeschnitten zu haben, andererseits aber der von Gauguin verbreiteten Legende nicht offen widersprochen.

Kaufmann und Wildegans führen den Beweis, dass Paul Gauguin selbst es war, der im nächtlichen Streit seinem Kollegen mit einer scharfen Waffe das Ohr abschlug und anschließend mit der Behauptung, Vincent habe sich selbst verletzt, seine Täterschaft verschleierte.

Die Autoren legen die Indizien, die auf den "Pakt des Schweigens" zwischen den beiden Künstlerkollegen hinweisen, ausführlich dar.

Ihre Beweisführung ist bestechend. In "Van Goghs Ohr" bezieht das Autorenduo den Leser in seine spannende Recherche ein, ausgehend von der Deutung eines rätselhaften Gemäldes Gauguins in der Petersburger Eremitage.

"Van Goghs Ohr" ist ein fesselnder Thriller aus der Kunstgeschichte, dessen Brisanz aus der kritischen Analyse der Originalquellen entwickelt wird.

Die Autoren behandeln dabei zahlreiche Aspekte: die persönliche Beziehung zwischen van Gogh und Gauguin, Ursachen
und Vorgeschichte des Eklats vom Vorweihnachtsabend 1888, den genauen Ablauf der Ereignisse und die Folgen.

Eine wichtige Rolle spielt die Frage, warum sowohl van Gogh als auch Gauguin den wahren Tathergang bewusst verschleiert haben.

Sie unterziehen ihre These von der Täterschaft Gauguins einer mehrfachen Plausibilitätsprüfung und untermauern
sie mit einer Fülle von Hinweisen und Belegen, die sich zu einer erdrückenden Indizienkette zusammenfügen.

Zugleich werden zahlreiche Widersprüche und Fehler in der überlieferten Darstellung aufgeklärt und versteckte Hinweise der beiden Künstler entschlüsselt.

Wie in einem Mosaik ergibt sich daraus ein überzeugendes und spannendes Bild vom Ablauf des Dramas von Arles.


Rita Wildegans
studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Vor- und Frühgeschichte an der Universität Hamburg.
1989 Promotion. Mitarbeiterin einer Kulturstiftung mit dem Forschungsschwerpunkt Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts.


Hans Kaufmann
, Dr. phil., Jahrgang 1941; Studium der Geschichte, Romanistik, Philosophie und Pädagogik an den Universitäten Freiburg i. Br. und Hamburg. Lehrtätigkeit im Hamburger Schuldienst; lebt in Hamburg.

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