80 Jahre Heiner Müller
admin | Posted 05/01/2009 | Autoren | Keine Kommentare »
Heiner Müller war einer der wichtigsten deutschsprachigen Dramatiker
der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bedeutung erlangte er außerdem
als Lyriker, Prosa-Autor und Verfasser theoretischer Texte sowie als
Regisseur und Intendant. Heute wäre er 80 Jahre alt geworden.
Mit Theaterstücken wie "Germania Tod in Berlin" (Uraufführung 1978) und "Hamletmaschine" (Uraufführung 1979) avancierte er neben Botho Strauß zum zentralen, aber auch umstrittensten deutschen Dramatiker der siebziger und achtziger Jahre.
Müller wurde am 9. Januar 1929 in Eppendorf in Sachsen geboren.
Kurz vor Kriegsende 1945 musste er zum Militärdienst und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
In den fünfziger Jahren zunächst als Buchhändler tätig, arbeitete Müller nach seiner Übersiedlung nach Ostberlin als Journalist und ab 1953 für die Neue Deutsche Literatur.
Parallel zu seiner publizistischen Tätigkeit für den Schriftstellerverband der DDR begann er, erste Theaterstücke zu verfassen.
Nach 1958 war Müller für ein Jahr am Maxim-Gorkij-Theater in Ostberlin; danach gestattete ihm seine Popularität eine Existenz als freier Schriftsteller.
1959 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis (zusammen mit Inge Müller). Die erst 1975 gedruckte Korruptionskomödie "Die Umsiedlerin oder das Leben auf dem Lande" wurde aufgrund ihrer dezidierten Regimekritik nach ihrer Uraufführung 1961 vom Spielplan wieder abgesetzt (Müller wurde eine "unzureichende Darstellung der Wirklichkeit" vorgeworfen) und führte zum Ausschluss des Autors aus dem DDR-Schriftstellerverband.
Seit 1983 war er Mitglied der Akademie der Künste der DDR, bekam 1985 Georg-Büchner-Preis, 1990 Kleist-Preis, 1991 dann den Europäischer Theaterpreis.
Nach seiner Wiederaufnahme 1988 in den DDR-Schriftstellerverband wurde Müller 1990 zum Präsidenten der Akademie der Künste in Ostberlin gewählt. (Bereits die Verleihung des Nationalpreises der DDR 1986 hatte eine Rehabilitierung angezeigt.)
Im gleichen Jahr fand in Frankfurt am Main mit der Experimenta die bislang größte Werkschau statt, die einem deutschsprachigen Schriftsteller jemals zuteilgeworden war.
Nach der Wiedervereinigung 1989 präsentierte Müller seine monologische "Hamletmaschine" im Deutschen Theater Berlin als "Trauerstück" für von der Schließung bedrohte Bühnen in den neuen Bundesländern.
1992 avancierte er zu einem der Direktoren des Berliner Ensembles, bei dem er zwischen 1970 und 1976 bereits als Dramaturg gewirkt hatte und dem er 1995 bis zu seinem Tod kurz als Intendant vorstand.
Heiner Müller starb am 30. Dezember 1995 in Berlin.
Alexander Kluge ("Es ist ein Irrtum, dass die Toten tot sind") hielt die Abschiedsrede. Mit einem nahezu kultischen Lesemarathon im Foyer des Theatergebäudes erwiesen die Mitglieder des Berliner Ensembles zusammen mit anderen Schauspielern, darunter Edith Clever, Otto Sander, Ulrich Matthes und Martin Wuttke, dem Verstorbenen acht Tage lang ihre Referenz.
1985 erhielt Müller den Georg-Büchner-Preis, 1990 den Kleist-Preis und 1996 den Berliner Theaterpreis zugesprochen. Außerdem wurde er mit dem Europäischen Theaterpreis (1991) ausgezeichnet, ein Zeugnis seines auch übernationalen Renommees.
1997 gründeten prominente Theaterregisseure und Schauspieler im Berliner Ensemble eine Heiner-Müller-Gesellschaft; Ziel des Vereins ist die Pflege des Werks von Müller für das zeitgenössische Bühnenwesen. © MSEncarta
Hinweisen möchten wir Sie auf die Autobiographie Heiner Müllers von 1994:
Einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker der Nachkriegs-geschichte, erzählt aus seinem Leben. Anekdotenreich, klar und ehrlich: ein faszinierendes Panorama der deutschen Zeit- und Kulturgeschichte.
Die Beschreibung der Theaterarbeit zwischen Ost und West, zwischen Freiheit, Engagement, dem Ausloten von Möglichkeiten und der Erfahrung von Unterdrückung und Repression zeichnen ein anschauliches und genaues Bild des Kultur- und Geisteslebens in den Zeiten der deutschen Teilung und des Kalten Krieges.
Heiner Müllers Lebenserinnerungen haben für Furore gesorgt: Für Ablehnung und Kritik, für Bewunderung und Begeisterung.
Ergänzt um bislang unveröffentlichte Dokumente aus dem Nachlass, ist Krieg ohne Schlacht nicht nur eine beeindruckende Lebensgeschichte, sondern vor allem ein unersetzliches Dokument und ein Klassiker der deutschen Literatur.