Mara-Cassens-Preis für Lukas Bärfuss

admin | Posted 08/01/2009 | Autoren | Keine Kommentare »

Lukas Bärfuss

Für seinen Debütroman "Hundert Tage" erhält der
Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss den mit 10.000 Euro dotierten "Mara-Cassens-Preis für den ersten Roman" 2009 des Literaturhauses
Hamburg. Die Preisverleihung findet heute, am 08.01.2009, im Literaturhaus
statt, Laudator ist Roman Bucheli.

Der Mara-Cassens-Preis für den ersten Roman wird jährlich vom Literaturhaus Hamburg verliehen.

Der 1970 von Mara Cassens gestiftete Preis ist mit derzeit 10.000 Euro der bundesweit höchstdotierte Literaturpreis für ein deutschsprachiges Romandebüt.

Er wird von einer ehrenamtlichen Leserjury vergeben, die sich jedes Jahr neu aus 15 Mitgliedern des Literaturhaus Hamburg e.V. zusammensetzt.

Die Jury begründete ihre Entscheidung so: "Lukas Bärfuss’ erster Roman ‘Hundert Tage’ besteht das Wagnis, eine Figur zu schildern, die nicht nur hilflos und unbedarft, sondern auch zu empörendem Verhalten fähig ist. Die schnörkellose, direkte Sprache und die zwingende Dramaturgie des Romans führen den Leser direkt ins Dilemma: Machen wir uns schuldig, wenn wir nur zuschauen, aber nicht eingreifen – oder sind es vielmehr gerade unsere Eingriffe, die das Elend verlängern und befeuern? Die Stärke des Romans besteht darin, keine Antwort zu formulieren, sondern allein die Frage zu stellen."


"Hundert Tage" von Lukas Bärfuss

Ruanda, April 1994, in Kigali wütet der Mob.

David, Mitarbeiter der Schweizer Entwicklungshilfe, hat das Flugzeug, mit dem die letzten Ausländer evakuiert wurden, abfliegen lassen.

Er versteckt sich hundert Tage in seinem Haus, vom Gärtner mit Nahrung versorgt – und mit Informationen über Agathe, Tochter eines Ministerialbeamten, die der Grund für sein Bleiben ist.

Die vergangenen vier Jahre ihrer Liebe ziehen ihm durch den Kopf, die Zeit, die er als Entwicklungshelfer in Kigali verbrachte. Millionen wurden in ein totalitäres Regime gepumpt, das schließlich, als es die Macht an eine Rebellenarmee zu verlieren drohte, einen Genozid organisierte.

Auch David wurde zum Komplizen der Schlächter, und als die Aufständischen Kigali einnehmen, flieht er mit den Völkermördern über die Grenze.

Dort findet er in einem Flüchtlingslager Agathe wieder, aber es ist nicht die Frau, die er einmal liebte.

Lukas Bärfuss’ minutiös recherchierter Roman berichtet von Menschen, die das Gute beabsichtigten und das Böse bewirkten.

"Hundert Tage" erzählt ein dunkles Kapitel aus Afrikas Geschichte, in das wir tiefer verstrickt sind, als wir glauben wollen.

Nicht zuletzt ist es die bewegende Geschichte einer Liebe in Zeiten des Krieges und die Geschichte von den Verheerungen, die der Hass anrichtet.




Lukas Bärfuss
wurde 1971 in Thun in der Schweiz geboren. Er gehört zu den derzeit am häufigsten gespielten Dramatikern und sorgte weltweit mit seinen Stücken wie u. a. "Die sexuellen Neurosen unserer Eltern" oder "Der Bus" für Aufruhr.

Für "Hundert Tage" wurde er bereits mit dem Anna-Seghers-Preis ausgezeichnet. Lukas Bärfuss lebt mit seiner Familie in Zürich.

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