Sanssouci

admin | Posted 25/02/2009 | Belletristik | Keine Kommentare »

Andreas Maier © Jürgen Bauer/Suhrkamp

Wie in seinem Roman "Wäldchestag" seziert Andreas Maier komisch gewagt und ironisch verheerend in seinem neuen Roman, der auch für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert ist, die deutsche Gegenwartsgesellschaft, diesmal ein Zentrum ostdeutscher Provinz.

An einem heißen Sommertag wird auf dem Frankfurter Hauptfriedhof der
tödlich verunglückte Regisseur Max Hornung beerdigt.

Nach seinem Umzug
aus Frankfurt am Main lebte er in Potsdam. Von dort sind als
Trauergäste angereist: Merle Johansson, eine zwielichtige Schönheit,
mit ihrem kleinen Sohn Jesus, die eigenwillig verwahrlosten Zwillinge
Heike und Arnold und ein paar Fernsehleute. Der Rußlanddeutsche Alexej,
Novize eines russisch-orthodoxen Klosters, ist aus München gekommen.
Was hatten sie alle mit Hornung zu schaffen?

Potsdam verfügt, abgesehen von dem Weltkulturerbe Sanssouci, über viele Plätze und Kneipen und einen doppelten Boden, was im wörtlichen Sinn zu verstehen ist: Unter dem Park von Sanssouci verläuft ein Tunnelsystem mit zahlreichen Räumen.

Einige davon wurden offenbar für unchristliche Andachten und SM-Sitzungen verwendet.

Jugendliche, die sich dort herumtreiben, tricksen die Erwachsenen aus – mit bedrohlichen Folgen.

Hat Hornung davon gewußt, der Westler, der die Potsdamer in seiner Fernsehserie "Oststadt" so porträtierte, daß ein erbitterter Streit in der Stadt entbrannte, der sich schon bald ins Possenhafte überschlug?

Wohl nicht, höchstens durch Vermittlung der Herumlungerer vor den Trinkbuden der Stadt – Champions der Bedürfnislosigkeit, auf die ein Platz im Himmel der Bergpredigt wartet. Was für sie abfällt, schnappen sie auf, um den Kosmos des Geredes zu mästen.


Hier finden Sie eine Leseprobe.



Andreas Maier
wurde 1967 in Bad Nauheim geboren.

Er studierte in Frankfurt am Main und lebte wechselweise in der Wetterau und in Südtirol.

Heute wohnt er in Frankfurt. Beim Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2000 wurde Andreas Maier mit dem Ernst-Willner-Preis ausgezeichnet.

Für sein literarisches Debüt Wäldchestag wurde ihm der Literaturförderpreis 2000 der Jürgen Ponto-Stiftung verliehen.

Im Herbst 2000 erhielt er den ZDF-"aspekte"-Literaturpreis, 2003 den Clemens-Brentano-Preis und den ersten Mindener Candide-Preis. 2006 war Andreas Maier ein Jahr zu Gast in der Villa Massimo in Rom. Im selben Jahr hielt er die Frankfurter Poetikvorlesungen.

Maiers Werke liegen in zahlreichen Auslandsübersetzungen vor. Er ist außerdem ständiger Kolumnist der Wiener Zeitschrift Volltext.

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